Übung E1

Ziel: Konzentration auf Es-Dur, Einzählen und Zusammen anfangen

Die erste Übung ist, einfach eine ganze Note (4 Schläge bis zur nächsten Eins "g") sauber anzublasen und exakt den Ton zu treffen.

Aber schon diese einfache Übung hat einen wichtigen Hintergrund - das richtige Einzählen und das gemeinsame Anfangen (und Beenden).

Es muss ein Credo werden, dieses gemeinsame Anfangen und so lange mit der Gruppe geübt werden, bis es in Fleisch und Blut übergegangen ist. Deswegen steht diese Übung hier an erster Stelle.

Es gibt prinzipiell zwei Möglichkeiten:

Einmal auf die Zählzeit Eins, also Volltakt (1), oder mit Auftakt (1a).

Man sollte immer beide Varianten einstudieren.

In der Gruppe ist es von extremer Wichtigkeit, dass alle Bläser genau synchron anfangen und auch beenden.

Das Kommando „Blast an“ halte ich für ein Krebsgeschwür, auch wenn es in vielen Bläsergruppen so gehandhabt wird.

 

Var 1: Volltakt,     Atmen auf 4

Var1a:   mit Auftakt,    Atmen auf 3

 

das g1 im Bass (F-) Schlüssel

 

Der Hornmeister gibt einen (oder zwei Takte) vor. Dadurch kann man abschätzen, wieviel Zeit man zum Atmen hat und wann genau die Eins ist.

Hier ist die erste Disziplin angesagt, dass nicht

jeder Bläser das Tempo annimmt, was er sich in seinen Gedanken vorstellt,

sondern exakt das vom Hornmeister vorgegebene,

auch wenn es mal – ganz bewusst - viel langsamer oder schneller ist   (Vorsicht Falle!)

 

Übung Nr. E1

Übung Nr. E1a

 

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Er könnte auch - etwas verkürzt - erst auf 2,3, 4 (= Atmen!) einzählen und dann auf die "Eins" blasen. Zusätzlich markiert er mit seinem Körper die Eins und evtuell vorher mit einer kleinen Aufwärtsbewegung den Auftakt. Beim Wettbewerb sind ohnedies nur Minimalzeichen erlaubt, deswegen muss die Gruppe auch ohne Dirigat funktionieren.

Man braucht aber den Hornmeister nicht unbedingt sehen. Atmet die Gruppe synchron und konzentriert sich, funktioniert das auch intuitiv ohne Sicht mit dem Anfangen. Probiert es mal und macht einfach das Licht aus, wenn die Gruppenatmung stimmt, klappt das gemeinsame Anfangen auch ohne Sichtkontakt, wie von Zauberhand.

Die Ausführungen muss man sinngemäß auf den ¾ Takt oder 6/8 Takt übertragen.

Übt man allein, empfiehlt sich der Gebrauch eines Metronoms, sei es auch in Form einer App auf dem Smartphone. Man sollte sich zwingen, richtig einzuatmen und exakt dann auf die Eins anzublasen, auch wenn das hier lapidar erscheint und das Metronom vom Musiker nicht sehr geliebt wird.

 

Übung E2:

Ziel : Intonieren und Tonbildung

Der Anstoß ist erstmal sehr weich und waldhornartig oder ganz ohne Zunge, nur Luft, am besten nur ein "doh".

Erst später werden wir andere Arten des Anstoßes einüben.

Die Übung ist prinzipiell ganz einfach, aber es ist schon eine Falle eingebaut, weil ganz einfach die Anweisung ganz genau verstanden und eingehalten werden muss.

VierViertel

Anweisung: Blast bitte vier Vierteltöne g ! Die Übung wird eingezählt wie oben.

Es ist unglaublich, was schon bei dieser simplesten Übung schief gehen kann. Die Gruppe ist derart beschäftigt, das "g" vom Kopf ins Horn zu bringen, dass die einen 5 oder 6 Viertel blasen, die anderen ein e,g oder c treffen oder klanglich völlig daneben liegen, geschweige irgend jemand volle Viertel  bis genau zur Zählzeit 2 bläst.

Die Übung sollte mehrmals wiederholt werden, erst dann tritt in der Regel die nötige Konzentration ein. Es dauert auch ein wenig Zeit, bis alle Töne, auch der erste,  weich und waldhornartig "doh" kommen und die Lippen dem Bläser gehorchen.

Die Viertel erlauben es, unser Gehör auf das Es-Dur zu kalibrieren und regen die Lippendurchblutung an. Man kann schon anfangen zu intonieren d.h. sich in der Tonhöhe an die Gruppe anzupassen.

In dieser Phase halte ich hektisches Rumstellen an den Stimmzügen nach Anweisung der Hornmeisters, wie man das häufig sieht, eher für kontraproduktiv, vielmehr sollte man sich selbst über die Lippenspannung an die Intonation in der Gruppe anpassen und eigenständig, sehr dezent den Stimmzug verstellen. Stimmt die Grundstimmung im Ensemble, ist die Gruppe schon eingeblasen.

 

Motto: Jeder Bläser ist für seine Intonation selbst verantwortlich.

Audacity

 

Ich möchte nun eine Idee von Wilhelm Bruns vorstellen, die ich auf einem seiner Seminare kennengelernt habe und die ich für pädagogisch sehr wertvoll halte.

Man lade sich das Freeware Programm „Audacity“ herunter. Man kann es sehr leicht auf einem Laptop mit Mikrophon installieren, mehr braucht man nicht: https://www.audacity.de

Audacity ist ein Tonstudio zum Aufnehmen, Mischen und für Effekte. Man kann damit wunderbar alles aufnehmen und später in der Gruppe anhören und analysieren, sogar eine CD oder mp3 Dateien erstellen.

Durch die Kombination des Gehörten mit dem visuellen Effekt bekommt man eine ganz klare Vorstellung von dem erstrebten Ton, wollen wir doch den Weg zum "noblen Ton" finden.

 

 

VierVierteGanzel
 

Darstellung von 4 Viertelnoten und einer Ganzen Note mit „Audacity“

Man sieht an der nachfolgenden Illustration, dass ich bei der Aufnahme noch nicht ganz eingeblasen war, die Tonanfänge sind zu knallig (im Detail sieht man ein kleines „Würstel“ am Tonanfang und ein zu steiler Beginn, und die Ganze Note entspannt auch nicht gleichmäßig, sondern bleibt eine Wurst, allerdings ist es auch eine Vierschlagnote.

Die „Würstel“ entstehen durch kleine Aufreißbewegungen der Lippen, wenn sie noch nicht geschmeidig sind, die Steilheit durch den falschen Anstoß „To“ statt „Do“.

Für einen Jagdhornansatz* ist es aber völlig o.k.

* Jagdhornton = "Parforcehornton". Vergleiche unbedingt dazu die Ausführungen dazu im Hornbrief März 2019

"Klangkultur"

Die Idealform eines schönen Tones  in der Vorstellung eines Waldhornisten ist, graphisch betrachtet

„die Karotte“:

Sie hat einen runden, stromlinienförmigen Anfang wie eben das Gemüse, oder gerne  auch "Rettich".

 

Prof Damm schreibt in seinen „Tägliche Studien“ : „Die Konsonanten t und d haben also großen Einfluss auf die Tonansprache. Die nachfolgende Vokalbildung ist jedoch in den verschiedenen Tonlagen/Registern variabel.

Hilfreich sind die Silben da-de-dö-dü-di / ta-te-tö-tu-ti von der Mittellage in die hohe Lage führend, da-do-du  / ta-to-tu für die tiefe Lage. Ähnlich dem Singen mit hellen und dunklen Vokalen! In der Praxis werden sich zwischen t und d und den damit verbundenen Vokalen unzählige, feinste Nuancen des harten, festen und weichen Anstoßes ergeben. Hilfreich ist ein gut artikuliertes (hochdeutsches) Ansprechen solcher Worte: Tu-te, Tau, Tee, Tü-te, Tan-te, Tin-te, Ton-ne, Tan-ne, usw.; Da-tum, Dü-se, Doh-le, Da-me.

Bei langen Tönen oder Legato dem Konsonanten ein gehauchtes h, wie in Doh-le oder Thü-ringen nachfolgen lassen. Wichtig ist, dass diese oder selbst gefundene Worte wirklich deutlich artikuliert werden, unterscheide dabei genau zwischen D und T! Jetzt wirst du bemerken, dass die Zungenspitze beim Sprechen den richtigen Platz, den „Anstoß“punkt findet. Beim Blasen darf sie weder die Zähne noch die Lippen berühren…….Niemals wird ein Ton mit tat oder dap, also konsonant, beendet!!“

 

Übung E3: Kleine Intervalle

Ziel: Doppelaufgabe Töne treffen und dabei genau das Metrum halten.

 

 

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Man kann die Übung binden oder auch anstoßen, wie man will. Der Bogen ist keine Bindung, sondern eine Phrasierung, was bedeutet, dass man die Noten über einen ganzen Atemzug blasen muss.

Diese Übung ist eigentlich ein „Warming-up“, um die Lippen geschmeidig zu machen. Man wird über die kleinen Intervalle „warm mit seinem Instrument“, man „fühlt sich ein“.

Aber die Übung hat es in sich. Erstens muss man sie metronomisch blasen, ganz exakt die Notenwerte und die Pausen einhalten und zweitens gewöhnt man sich am Anfang sehr schnell an die kleinen Terzen und erschrickt sich dann etwas, wenn man die Quarten und Quinten deutlich couragierter, d.h. mit sehr viel mehr Luftstrom blasen muss.

Übung E4: Geschmeidigkeit „Légèreté“ Die Simile Übung

Ziel: Artikulation

Geschmeidigkeit ist eine der wirklich wichtigen Tugenden des Parforcehornblasens. Die Übung besteht aus sogenannten „Arpeggien“, girlandenartigen Anreihungen von Tönen. Sie werden über einen Atemzug geblasen, aber in den Variationen unterschiedlich artikuliert.

"Simile" bedeutet, dass die ganze immer in unterschiedlicher Weise "simile = gleichartig" ausgeführt werden soll.

Diese Artikulationen müssen sehr bewusst ausgeführt werden mit ganz klaren und deutlich hörbaren Unterschieden: gebunden, gestoßen, portato etc.

Die Similia Nr: 6, 7 und 8 sollen détachiert, piquiert bzw als Louré (siehe Ausführungen unten) geblasen werden

Durch die Variation des Anfangstones der Reihe der Tonleiter gewinnt man geradezu spielerisch an Höhe oder Tiefe, ohne sich anstrengen zu müssen.

Man kann auch Töne wie den 7 oder 14 NT bewusst in die Reihe mit aufnehmen.

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Diese Übung ist auch eine gute Übung für den Bass .

Wichtig für den Bassbläser ist das Beherrschen des  Tonumfangs vom Pedal C weg über zwei Oktaven bis zum c2. Diesen Tonumfang hat nur der Bass.

und die Übung natürlich wieder als  Simile ausführen.

Basssimile

 

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Übung E5: Akkord

Ziel: Stimmen

Man beendet das Einblasen mit dem Akkord C (oder auch mal G, den Dominantakkord), jede Stimme entsprechend ihrer Stimmlage.

Der Ton „g1“ passt in beiden Akkorden ist also immer richtig.

Hier kann man noch mit dem Stimmzug nach Anweisung des Hornmeisters oder mit einem Stimmgerät eine Feinjustierung vornehmen,

dann sollte es aber auch gut sein.

Die Justierung erfolgt abhängig vom Stimme auf die jeweilige Note im Akkord bspw. c1  g1  c2  e2  g2.

 

Eigentlich ist nun  das Einblasen beendet, ich habe es sehr bewusst extrem kurz und  prägnant angesetzt, es sollte auch nur maximal  3- 5 Minuten an Zeit einnehmen.

Dann ist Zeit, weitere 5-10 Minuten sich mit definierten Funktionsübungen zu beschäftigen, die man anschließend auch gezielt  in einem Repertoirestück der Gruppe bewußt anwendet und umsetzt.

 

Wenn die Gruppe das Schema stringent einhält,  wird sich  kontinuierlich verbessern!

 

 

 

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