Die verschiedenen Jagdhornarten

Fürst Pless Horn:

 

Das Fürst Plesshorn ist das Standardinstrument des deutschen Jägers. Es ist das Instrument aus dem Jagdgebrauch das am weitesten Verbreitung findet.

Es hat eine Länge von ca 1,40 m.

Als B-Instrument klingt ein notiertes c  genau einen Ganzton tiefer als auf dem Klavier (in C), es klingt ein b. Daher rechnet man die Jagdhörner zu den transponierenden Instrumenten.
Müsste man Jagdhorn zusammen mit Klavierbegleitung spielen, so müsste das Klavier also jede Note einen Ton tiefer spielen (transponieren) um mit dem Plesshorn gleich zu klingen.

Der 1 NT ist ein Pedal C, er wird musikalisch nicht verwendet. Der 2 NT (c1) und 5 NT (e2)  sind etwas zu tief, der 7 NT (b2) ist extrem tief.

Das Plesshorn ist mit einem Kesselmundstück ausgestattet. Um einen volleren und schöneren Klang zu haben kann man gerne ein Flügelhornmundstück benutzen.

Für weitere Einzelheiten verweise ich auf das Buch von Prof.Uwe Bartels "Das Fürst-Pless-Horn und seine Tradition" resp. Michael Hoeltzel "Musizieren mit dem Fürst-Pless-Horn" Landbuch Verlag Hannover

Die gleiche Tonlage  und eine ähnliche Stimmung hat der

Sauerländer Halbmond,

ein historisches Instrument welches von den Brackenjägern  verwendet wird.

Es gibt heute noch Halbmondbläsergruppen im Bereich Olpe und Hannover

Es handelt sich bei ihm eigentlich nur nur ein"aufgebogenes" Fürst-Pless-Horn und wird aus Kupfer hergestellt. Daneben gibt es auch ein Tenorhorn, welches eine Oktave tiefer gestimmt ist.

Quelle: www.hsm-brass.de

 

Zu diesem Horn gibt es spezielle Literatur siehe R Stief Handbuch der Jagdmusik Band 3. Es gibt eine Überlieferung der Signale von Karl Depker 1930

Die Signale werden als Hornrufe bezeichnet. Die musikalische Ausführung  ist mündlich überliefert und variiert von Gruppe zu Gruppe. Bei den Hornrufen wird versucht, das Lautgeben der Hunde zu imitieren, ob sie die Fährte aufgenommen haben, ob sie anjagen, das Wild hetzen oder stellen. Die schriftliche Fixierung der Noten wird eher als abträglich bewertet. Es sind unterschiedliche Hornrufe überliefert: Aufbruch zur Jagd, Hasentod, Rehtod, Sautod, Fuchstod, Sammeln.  (Tod=tot?)

In der Form und mit der Koppel erinnert er an die Darstellung des "grossen Hornes" wie es Mersienne

in seiner "Harmonie universelle" beschreibt.

Hinweis: Einen ausführlichen Bericht über das Horn der Brackenjäger findet sich in "Die Pirsch" 24 2011

(S 86-89).

 

Clewing´sches Taschenhorn

Als Tascheninstrument, eher für Signale wärend einer Jagd gibt es noch das Clewing´sche Jagdhorn. Zum Musizieren ist es weniger geeignet, eher als Jagdgebrauchsartikel

 

 

 

 

 

Parforcehorn in B

 

 

Landläufig kann man immer wieder hören, dass das Parforcehorn seinen Namen davon hätte, weil man das Instrument mit roher Kraft (par force) blasen würde. Im Gegenteil ist es aber sehr viel leichter und angenehmer zu blasen als das Fürst Pless Horn.  Die Bezeichnung Parforce kommt von der Jagd, auf der es Verwendung fand und zwar der zu Pferde im Wald (par ce foret, durch den Wald) in Frankreich und später in ganz Europa.

Durch die längere Windung  von ca 2,70 klingt es genau eine Oktave tiefer als das Plesshorn in b.

Daher ist es als Bassbegleitung zur Fürst-Pless Oberstimme bestens geeignet.

Praktisch klingt das auf dem Parforcehorn geblasene  mittlere c2  so hoch wie das tiefe c1 vom Pless oder das  hohe c3 auf dem Parforcehorn so hoch wie das mittlere c2 auf dem Pless, also immer die Oktav tiefer. Um die unteren Hilfslinien zu vermeiden schreibt man unter den Violinschlüssel eine 8 und notiert wie in der Fürst-Pless-Stimme  und damit eigentlich eine Oktave zu hoch. Oft wird die 8 unter dem Schlüssel allerdings schlichtweg vergessen.

Verglichen mit dem Klavier mit der Stimmung in C-Dur klingt das Parforcehorn B 1 Oktav (8Töne) + 1 Ton also 9 Töne tiefer.

Das Parforcehorn in B spricht  dürch die vergleichweise kürzere Windung viel leichter an und klingt heller als das  längere Es Horn. Im Vergleich zum Es-Horn klingt es eine Quinte höher. Der 1 Naturton (NT), das Pedal-C ist beim Parforcehorn in B noch relativ gut erreichbar, wird aber in der Literatur nicht verwendet.

 

Das Parforcehorn in b  hat 11 Naturtöne (NT)

 

Die gebräuchlichen Tone beschränken sich in der Regel c1 bis c3 (Sau tot, Damwild tot). Die hohen Töne  ab c3 werden durchaus bei manchen Stücken z.B Schützenmarsch, Hubertusgruß, nach froher Jagd oder festliche Fanfare verlangt. Sie erfordern allerdings einen sehr guten und reinen Ansatz.

 

 

Das Parforcehorn in Es


Es-Horn zweiwindig                                                      3 ½ windig, kleiner im Durchmesser

 

hat mit 4,15m die längste Windungslänge (abgesehen von der Trompe in D mit 4,45m). Durch die längere Bauart ist es das am tiefsten gestimmte unserer Hörner und hat  auch die meisten Naturtöne (16).

Es gibt das Horn in verschiedenen Ausführungen. Windungsanzahl (1 1/2, 2, 3 1/2), Stürzendurchmesser, Mensur, Materialstärke, Messingart, Verzierungen sind von Hornbauer zu Hornbauer unterschiedlich.

Es kann mitunter sehr schwierig werden, die richtige Auswahl zu treffen. "Sein Horn" zu finden, kann allerdings, wie in einer guten Ehe zu einer Lebensaufgabe werden. Vor dem endgültigen Kauf muss man sich um seine persönliche musikalische Stilrichtung Gedanken machen, damit das Horn dem entsprechen kann. Vor allem die Entscheidung Umschalthorn versus traditionelles Es-Horn ohne Ventil sollte gut bedacht sein.  Es gibt unterschiedliche Bauformen von Hörnern, die sehr verschiedenen Ansprüche erfüllen, dazu dann aber ein eigenes Kapitel.

 

 

c0

(Pedal)

 

g0

 

c1

e1

g1

b1

c2

d2

e2

f2

g2

a2

b2

h2

c3
 

Klingend

auf Klavier

Es

 

Bb

Es

g

Bb

des

es

f

g

as

b


c

des

d

Es

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Der erste Naturton ist das Contra C ist nur von ganz wenigen Hornisten erreichbar, das Pedal C (c0) ist dann Naturton #2. Die nächsten c Oktaven  sind immer 2 hoch n, also 1,2,4,8,16, 32...ter Naturton

Neben der Kenntniss dieser Naturtöne hat man mit dem  Es-Horn noch weitere Besonderheitem, die man kennen muss um wirklich gut zu spielen:

1) die problematischen, "ekmelischen" Töne:

Es gibt Intonationsschwierigkeiten beim 7/11 und 13/14 NT, die der Parforcehornbläser kennen und gegebenenfalls ausgleichen muss.  Mit diesem Sonderkapitel muss man sich genauer befassen, dazu bitte die Informationen über die Naturhornmusik in dem folgenden Kapitel hier nachlesen.

2) Sogenannte Doppeltöne:

In der ganz unteren Oktave kann man durch Mitsingen  sogenannte Doppeltöne also ganz tiefe Töne unter der Notation erzeugen. Man kann sich das bei Herrmann Baumann in seiner Grande Fanfare (von Rossini)l anhören). Ausführungen zu dieser Technik in Franz Schollar, Schule für Waldhorn Bd 1 S 85

3) Die "gestopften" oder gebeugten Töne:

Man muss erwähnen, dass man beim Es-Horn noch viele weitere Töne erzeugen kann, in dem man die Technik des "Stopfens" oder besser "Dämpfens anwendet. Man kann damit jeden Ton nochmal "halbstopfen" und somit um eine kleine Sekunde (Halbton) absenken, so dass Töne wie  gis, fis, h, a, es, cis auch spielbar werden. Kombiniert man diese Technik mit einem Absenken im Ansatz der Lippe "Vollstopfen" sind sogar Volltonabsenkungen um eine grosse Sekunde  wie f1 oder d1 möglich, allerdings ist das schlecht in einer schnellen Notenfolge umzusetzen. Nähers dazu in dem witerführenden Kapitel "Die Technik des Stopfens"

4) Tiefes Pedal:

Im Pedalbereich kann man durch Absenken des Ansatzes auch die Töne unter dem Pedal C (c0) nämlich H, A und G erreichen, obwohl sie keine Naturtöne sind. Siehe erste Töne auf der Echelle complète. In der französischen Literatur gibt es Stellen wo diese Noten sogar vorgeschrieben sind. (Harmonie des Forets; Roland a Ronceveaux)

 

So kann man den gesamten realisierbaren Tonumfang eines Es Hornes wie folgt angeben: (Gesamttonleiter der Trompe mit gestopften Tönen)

 

 

 

 

 

 

 

An dieser Stelle ein Tip:

Um die Schwierigkeiten zwischen "Notiert" und "Klingend" zu umgehen kann man ein elektronisches Stimmgerät benutzen, das anzeigt, welcher Ton und in welcher Höhe gerade klingt. Man sieht dann auch die Abweichungen des Tones nach oben oder unten und kann nötigenfalls korrigieren.

Die Stimmung sollte man mit "Standard rein" einstellen

Es gibt für das IPhone eine App, die für 2,99 € vieles bietet.

insbesondere kann man die Stimmung des Hornes in b, Es, D oder F eingeben, sie heisst "Cleartune"

 

Die Trompe de Chasse

TrompeDampierre_

Die Trompe hat ihre Ursprünge in der Bauweise vom Hofe Ludwigs des XIV.

Das erste Modell , rechtes Bild die „Dampierre“ war noch sehr großwindig weil 1 1/2-fach gewickelt. Im Laufe der Zeit entwickelten sich die 3windigen Modelle. Das heute allgemein benutzte Modell ist die Trompe d´ Orléans.

Die Beschreibung der einzelnen Trompemodelle könnte an dieser Stelle ganze Bücher verschwenden, ich mag es bei dieser Kurzausführung belassen

Sie besteht aus einem Mundstück, das teilweise sehr scharfrandig gearbeitet ist, einem konischen Messingrohr der Länge 4,545 m und einem Schalltrichter oder Pavillon mit  35 cm Durchmesser.

Dieser ist innen geschwärzt um die Pferde nicht zu blenden.

Die Trompe ist in Ré (D) gestimmt und hat einen sehr eigenen Klang, der sie deutlich von anderen Instrumenten unterscheidet.

Die Trompe ist das Instrument der Equipage, einer Reitgesellschaft die heute noch in Frankreich die Chasse de Curee, also die Parforcejagd im eigentlichen Sinne ausübt. Sie wird hoch zu Pferde  während einer solchen Jagd als Signal  oder auch in der Keilform stehend geblasen.

Der Einsatz von Trompes anlässlich einer Schleppjagd im englischen Sinne ist eigentlich Unfug.

Die Noten  sind die gleichen wie bei Parforcehorn, werden aus Tradition italienisch  angegeben.

c

D

E

F

G

A

B

Do

Re

Mi

Fa

Sol

La

Si

Einen Bericht über die Entwicklung des Instrumentes Trompe kann man

hier nachlesen

 

 

Üblicherweise wird die Melodie vor dem Blasen gesungen

Umschaltbares Parforcehorn in Es/B

 

Mit einem Umschalthorn kann man sowohl in einer Es Gruppe wie auch in einer B Gruppe auftreten. Man hat in universelles Instrument.

Bei einem Abschlusskonzert eines Bläserwettbewerbes mit gemischten Hörnern wird man diesen Vorteil zu schätzen wissen.

Die  unterschiedlichen Längen werden beim Umschalthorn   genau durch eine innere Windung erzielt, die durch ein Ventil abgeschaltet und damit das Horn verkürzt wird. 

Das scheint zwar sehr praktisch, aber man muss bedenken dass das Horn in B eine ganz andere Obertonreihe hat als in es, daher klingt ein geschalteter Ton anders wie ein nicht geschalteter (wie z.B das d1)

Es gibt zwei Bauweisen, bei der schlechteren läuft der Luftstrom in der inneren Windung entgegengesetzt der äußeren, was zu Interferenzen führen kann. Das bedingt auch dass man beim Umschalthorn ständig mit dem Kondenswasser zu kämpfen hat, die Entwässerungsklappen funktionieren auch nur sehr bedingt

Man kann  das Umschaltbare Parforcehorn sehr vielseitig nutzen:

  1. als reines B-Horn
  2. als reines ES-Horn
  3. kombiniert mit Umschalten während des Spielens, denn durch das Schalten kann man  Zwischentöne in der ES Naturtonreihe blasen, die dort normalerweise nicht vorkommen ( d, h, F2 rein etc). Siehe dazu den Beitrag "Gebrauch des b/Es Umschalthornes

 

Das Ventilhorn:

 

 

In der ehemaligen DDR wurde das Große Horn mit dem verpönten höfischen Brauchtum verbunden. Daher gabt es die Entwicklung des Ventilhorns in B als Pless oder Großes Horn.

 

Nun noch ein Schema für die Transponierungen

Klavierbegleitung für Plesshorn:    eine Sekunde (2HT) tiefer Horn in F mit Plesshorn : eine Quart (5HT) höher
Klavier                    Parforce b: 
eine None (14HT) tiefer
Horn F   mit Parforce b: Quinte (7HT) tiefer
Klavier                    Parforce es:  eine Sexte (9 HT) tiefer Horn in F mit Parforce es:
Sekunde (HT) tiefer

 

 

 

 

An dieser Stelle möchte ich mich bei Herrn Bernd Muschner-Neffe aus der Lausitz bedanken, der mir bei der Überarbeitung des Artikels maßgebend geholfen hat. Vielen Dank!

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