zum Download: Vorwort_Trompe_enchante.pdf
„Die Trompe Enchantée“ von Hubert Heinrich
Hubert Heinrich, der bedeutendste noch lebende Komponist von Jagdmusik und begnadete Sonneur führt in seinem Werk Grundlegendes zur Trompe auf. Ein lesenswerter Beitrag über den Stil und Klang der modernen Trompe. Das Werk hat neben dem schriftlichen Teil viele Stücke mit Orgelbegleitung (über 100 Seiten). Erhältlich über www.forum-jagdmusik.de.
Das Werk enthält neben vielen Fakten über die Geschichte der Trompe auch eine sehr deutliche Kritik..... besonders im Nachwort.
Definition
Der „Radouci„ oder „Radou“, ein leise klingendes melodisches Thema, präsentiert sich in zahlreichen Facetten. Er kann langsam, lebhaft oder schnell, fröhlich oder traurig vorgetragen werden. Er kann sich in einem mittleren, oder aber auch in sehr großem Tonumfang bewegen.
Natürlich rief der Radouci eine ganze Palette von Vorschriften über die Art und Weise des Vortrages hervor, um dem Thema entsprechend dem Wunsch des Komponisten oder auch dem des Interpreten in verschiedener Form Ausdruck verleihen zu können.
Erinnert sei an die Empfehlungen bezüglich der Ausgestaltungsmöglichkeiten wie staccato, legato, accelerando, rallentando, die feinen Nuancen, die dem Stück Farben und Dynamik verleihen. Der Vortrag kann im Solo erfolgen, im Allgemeinen wird er aber von einer zweiten und einer Basstimme begleitet Diese Form des akkordischen Musizierens bezeichnet man als Homophonie. Jede Begleitstimme folgt parallel dem Cantus firmus. In diesem einfachen Fall ist zu berücksichtigen, dass die Gewichtung der ersten Stimme 50% des gesamten Volumens ausmacht. Alle Begleitstimmen bleiben eher gedämpft, Ausnahmen sind das Wechselgesang oder die wechselseitige Ablösung von Phrasen.
Ist der Aufbau des Musikstückes nicht homophon sondern polyphon, wird die Melodiestimme also nicht ständig von Terzen oder Quinten begleitet, sei es im Duo, Trio, Quartett, Quintett oder Sextett, werden alle Stimmen in gleicher Lautstärke gespielt. Die ist eine ganz andere Dimension des „Radouci“. Die Klugheit gebietet jedoch, polyphone Musik, sowie Stücke mit komplexer Harmonie und Rhythmik, Hornisten zu überlassen, die hierfür ausgebildet sind. Aus verschiedenen Gründen werden die Trompe-Bläser (Sonneurs) meist keine „echten“ Hornisten sein, schon wegen der permanenten Präsenz des Vibrato, ein wesentliches Element des Ton de Vénerie, welches (in diesem Fall) in Wirklichkeit aber einen Ton in zufälliger Höhe ergibt. Werden dahingegen die Töne ohne Veränderung ihrer Höhe durch das Vibrato erzeugt sprechen wir von Hornmusik, sei es in der Stimmung D, Es, F oder andere Tonarten.
Nur zur Erinnerung: Der Vortrag im Ton de Venerie erfolgt ausschließlich im Fortissimo, Solo und mit einem systematischen Vibrato. Die Phrasen beginnen mit einem “Hourrvari”, beinhalten diverse „Tayauts“ (spezielle Anstöße mit der Zunge) und bestimmte Bindungen, darunter den „Roulé“. Es ist eine nicht metrische Phrasierung der im 6/8 Takt geschriebenen Jagdmusik festzustellen. (Wir finden häufig eine Art des ziemlich betonten und zyklisch wiederkehrenden „Rubatos“ mit Ausdehnung der Dauer der betonten Note). Bei der Anwendung des Ton de Vénerie in der Jagdpraxis wird das Finale oft vermieden oder sehr gekürzt. Die Phrase selbst wird oft zerstückelt. Blasen zu Pferd ist eine sehr schwierige Disziplin, die aber jede „lyrische“ Komponente zerstört. Es muss in diesem Zusammenhang auch festgestellt werden, dass die Wiedergabe von zur Verständigung dienenden Signalen während der praktischen Jagdausübung oft nur grenzwertig der Notierung entsprechen. Es ist Brauch, dem Gefühl zu folgen. Das geht so weit, dass die Tonart D--Dur nicht mehr zu erkennen ist, das Thema abgekürzt wird oder die schriftlichen Quellen verändert werden. Die gleiche kleine Fanfare findet schließlich mehrere Möglichkeiten der Interpretation.
In den Bläsergruppen wird der Radouci-Part von festen Ensembles übernommen, die sich in der Darbietung abwechseln, um Werke einer gewissen Größe aufführen zu können. Diese Stücke, die „Große Fantasien“ genannt werden, haben eine Dauer von 3-6 Minuten in welchen „Grand tutti, fortissimo, mezzo forte, mezzo piano, pianissimo und piano pianissimo“, aufeinander folgen. Was den Rhythmus anbetrifft, so handelt es sich im Allgemeinen um den 3/4 - 4/4 - 6/4 - 3/8 - 6/8 - 9/8 - oder 12/8 - Takt.