Jagdhornblasen - Quo vadis? - (noch k) Ein Abgesang - Eine persönliche Betrachtung
Viele Jahre bin ich im Jagdhornblasen aktiv, sei es mit dem Pless-Horn auf Geburtstagen und Feiern, auf Jagden, Wettbewerben, Bläsertreffen und Weihnachtsmärkten. Mit dem Parforcehorn auf Konzerten, in Gottesdiensten, bei anderen Vereinen und in der Natur.
Während vor vielen Jahren es in unserem Verein Usus und eine Selbstverständlichkeit war als Kreisgruppenmitglied "seine" Jagdhornbläser zum Jubiläum, zur Feier anzufordern und häufig auch einzuladen, hat sich dies allmählich gewandelt.
Und dies nicht während und wegen Corona!
Die Anzahl der Jagden auf denen fleißig das Horn geblasen wird hat stetig mit der Niederwildentwicklung abgenommen und wird so schnell wohl nicht mehr wieder kommen. Bei Drückjagden wird vorher sowieso nicht geblasen, danach finden sich manchmal wenige noch ein, die wenigstens dem Schwarzwild die Ehre erweisen und der Jagd immer noch einen feierlichen Anstrich geben, wenn die ganze (Jagd-) Corona nicht schon vom Stand aus nach Hause fährt...wie traurig (aber momentan coronagerecht)!
Während vor 25 Jahren so übers Jahr an die 20 - 30 Auftritte zusammenkamen, sind wir heutzutage beim B-Horn ("corona-bereinigt") bei ca. 5 bis 10 Auftritten im Jahr, beim Parforcehorn bei ca. fünf Veranstaltungen. Die Mitglieder des Vereins, die den Jagdhornbläsern verbunden sind, werden allmählich alt, zu alt um größere Veranstaltungen zu begehen, die jüngeren MItglieder - soweit sie nach dem Ausbildungskurs überhaupt Kreisgruppenmitglied wurden - haben, trotz fleißiger Werbung und dem Abhalten von Bläseranfängerkursen in dieser Klientel - wenig Interesse am dauerhaften Jagdhornblasen. Die Angst vor der Verpflichtung scheint groß und der persönliche Freiheitsdrang für eigene Entscheidungen noch größer. Es seien natürlich alle entschuldigt, die wegen beruflichen Engagements oder familiärer Verpflichtungen der Bläserpflicht nicht durchgängig nachkommen können.
Welche Möglichkeiten haben wir nun dieser Entwicklung entgegenzuwirken?
- Motivierung/Gewinnung von neuen Bläsern
Oft sind diese Möglichkeiten begrenzt oder schon ausgereizt, die Partner der Bläser sind schon akquiriert, in den Jungjägerkursen wird geworben und es gibt regelmäßig Anfängerkurse.
- Erhöhung der Attraktivität des Vereins über Maßnahmen
Wichtig wäre die Einbettung in einen AKTIVEN Verein/Kreisgruppe, in der viele Aktivitäten stattfinden. Dies erhöht den Kontakt unter den Mitgliedern und zur Bläsergruppe und die Möglichkeit von Auftritten. So sollte jede Möglichkeit genutzt werden Präsenz zu zeigen, und so z.B. bei Vorträgen, Waldbegehungen mit einem Signal begonnen werden.
- gegenseitige Unterstützung der Bläsergruppen bei Auftritten
Wenn auch die Gewinnung von neuen Bläsern das vorrangige Ziel sein sollte, so sollte man nicht zu fein sein, bei Auftritten um nachbarschaftliche Unterstützung zu bitten. Wenn eben der "Baß" fehlt, warum sollten nicht ein/zwei Bläser hier aushelfen. Oft sind diese nicht nur dazu bereit, sondern erfreut wegen der weiteren Auftrittsmöglichkeit.
- Fusionierung von Bläsergruppen
Ich bin ein Verfechter des eigenständigen Erhalts einer Bläsergruppe in einem Verein/Kreisgruppe solange dies möglich ist, mag auch die Qualität abnehmen. Man bläst ja für "seinen" Verein. Bevor jedoch eine Bläsergruppe aufgelöst wird, sollte über eine Fusionierung mit einer anderen Gruppe nachgedacht werden.
Wohin geht nun die Reise?
Ich kann hier die Betrachtung nur für unsere regionalen und nachbarschaftlichen Bläsergruppen treffen. Dort ist es allerorten gleich, die Auftritte nehmen ab, das Bläserdurchschnittsalter steigt, neue Mitglieder sind selten und die Gruppen werden kleiner. Teilweise so weit, dass sie nicht mehr auftrittsfähig sind.
Während ich vor einigen Jahren noch die ländlichen Gruppen beneidete, weil sich dort die Situation oft noch besser darstellte, viele junge Leute präsent waren, die Gruppenstärken groß und die Möglichkeiten für Auftritte groß, scheint auch diese die Entwicklung eingeholt zu haben und ich höre auch von dort die gleichen Klagen, wie sie in den städtischen Gruppen allgegenwärtig sind. Wo werden wir nun in 20 bis 30 Jahren stehen? Wird das Smartphone das Jagdhorn endgültig abgelöst haben. Werden Jagdhörner lediglich an der Wand als nette Dekoration hängen? Wird die Jagdhornszene im Laienbereich ausgestorben sein, und es nur noch ein paar (semi-) professionelle Gruppen geben? Oder wird es irgendwann eine Gegenbewegung geben und die Menschen weg von Medien und Konsum zu mehr gemeinschaftlichen Unternehmen führen. Oder müssen wir einfach akzeptieren, dass wir - wie so viele - zu einer aussterbenden Spezies gehören, und dass eben eine Entwicklung, die mit den Parforcehörnern und Fürst-Pless-Hörnern vor 300 bzw. 200 Jahren begann eben auch wieder aufhört, sich überlebt hat? Alles hat seine Zeit!
Gerne würde ich dazu ihren Kommentar hören, den sie hier unten anfügen können! Vielen Dank!
Herzlichst grüßt sie - Martin Geyer