Der Hornbrief Dezember 2023 - Auswahl von Jagdhörnern und Mundstücken - Teil 1
Neue Bläser benötigen Hörner und Mundstücke, aber auch die Lippenphysiognomie kann sich im Laufe des Bläserlebens ändern. Muskeln können sich entwickelt haben, die eine andere Größe des Mundstückes erfordern. Oder man will sich „verbessern“ mit einem neuen Horn.
Nun könnte man zum nächsten Büchsenmacher gehen oder über das Internet sich ein x-beliebiges Horn kaufen. Für den gelegentlichen Bläser auf der alljährlichen Treibjagd ist das in Ordnung. Wenn aber in einer bestehenden Bläsergruppe ein höheres Ziel definiert ist, als nur Töne zu blasen, sollte die Auswahl schon konkreter sein!
Was ist nun zu beachten bei der Auswahl von Hörnern?
Auswahl des Hornes
Grundsätzlich sollte das Horn in seinem Klang zur Gruppe passen, aber vor allem auch zum Bläser. Es sollte eine horntypische Mensur aufweisen, stabil gebaut und qualitativ gut sein. Ein guter Klang lässt sich nicht von einer guten Optik ableiten! Auch in unscheinbaren/gebrauchten/alten Hörnern können Qualität, Tonreinheit und leichtes Ansprechen stecken.
Jedes Horn ist auch heutzutage noch (teilweise) Handarbeit, deshalb fallen die Klangeigenschaften immer unterschiedlich aus. Es genügen wenige zehntel Millimeter Abweichung, ein kleiner Lötbatzen im Rohr, oder eine etwas geringere Wandungsstärke, um ganz anders zu klingen.
Unterschiede bei gleichen Jagdhörnern? Eine große Erkenntnis hatte ich, als ich Jagdhörner (Parforce Es) eines namhaften Herstellers testete. Dabei wurden mir neun nagelneue Hörner einer Baureihe vorgelegt, nummeriert von 1 bis 9. Beim Durchtesten der Hörner (zwei Stunden lang) machte ich die üblichen Tests (siehe Testen von Jagdhörnern, Seite 38). Das Ergebnis war je Horn unterschiedlich, so waren Hörner dabei, bei denen einzelne Töne (sehr) leicht unsauber waren, andere die auf einzelnen Tönen auf die Eigenfrequenz des Hornes fielen (dabei wird der Ton verstärkt, das ganze Horn schwingt quasi mit). Andere Hörner ließen sich mühelos vom Pedal (nur) bis zum c2 blasen, waren also eher als Basshorn geeignet, andere liefen gut vom c1 bis zum a2, also gut für die erste Stimme. Auch war die Beweglichkeit („Ansprache“) der Hörner beim Tonwechsel unterschiedlich ausgeprägt! |
Für all dies ist es wichtig, dass jedes Horn, dass in der Bläsergruppe angeschafft wird, durch den Hornmeister geprüft wird vor allem auf Ansprache und Tonreinheit. Zu häufig ist es dem Autor schon vorgekommen, dass Bläser freudestrahlend mit dem neuen Horn kamen, bei dem dann festgestellt wurde, dass einzelne Töne darauf nicht sauber intoniert werden können.
Testen von neuen Jagdhörnern
Für das Testen muss sich genügend Zeit und Ruhe genommen werden, zu jedem getesteten Horn sollten sich die Stichpunkte notiert werden („gut in der Tiefe“, „voller Klang“, aber auch „e2 zu tief“), damit man dann am Schluss zu einer guten Bewertung je Horn kommen kann. Die Tests sollten nach einer (längeren) Pause wiederholt werden, um zu prüfen, ob sich der Eindruck bestätigt. Unbedingt muss der Einfluss des Mundstückes berücksichtigt werden! Beim Test sollte deshalb mit identischem Mundstück gegen ein „altes“ Horn verglichen werden)
Getestet werden sollte folgendes:
Auswahl des Horns
|
Martin Geyer