Der Hornbrief - August 2017 - Komponistenportrait Marquis de Dampierre

Marc Antoine Hyazinth Marquis de Dampierre

(* 26. Dezember 1676 in Pisseleu bei Beauvais; † 17. Juni 1756 in Versailles) war Herr von Dampierre-Saint-Nicolas, Jagdmeister unter Ludwig XV. und ein berühmter Bläser der Trompe de Chasse, für die er zahlreiche Fanfaren schrieb. Hier abgebildet mit einem großen 1 1/2 –windigen Dampierre-Horn.

Leben und Wirken

Marc Antoine de Dampierre war verarmter Adliger aus der Picardie nordwestlich von Paris.

Er wurde Page bei der Grande Mademoiselle und dann beim Herzog und der Herzogin von Maine in Sceaux und lernte dort das Jagdhornblasen und die Jagd. Er wurde Gentilhomme (Edelmann) des Herzogs, 1698 nach dem Tod seines Vaters Marquis und übernahm 1709 die Aufsicht über dessen Jagden. 1705 heiratete er in Versailles Justine Colomès.1722 wurde er Gentilhomme des „Chevalier de Chasse et de Plaisir“ (Edelmann der kleinen Freuden) beim König und für dessen Jagden zuständig. In dieser Funktion hatte er ein eigenes Zimmer in den Schlössern Fontainebleau, Rambouillet, St. Germain und Compiègne.Er erhielt 1729 das Kommando der Equipage der Hasenjagd des Königs und 1738 der Damwildjagd. Er setzte seine Beteiligung an den königlichen Jagden bis ins hohe Alter fort. Nach den Memoiren des Duc de Luynes soll er noch mit 73 Jahren gejagt haben.Damals sagte man am Hofe in Versailles: „ Wenn Dampierre bläst, dann weint der ganze Hof.“ In der Tradition von Jean Baptiste Lully hat auch Jean Philipp Rameau am Hofe Ludwig XV in seinen lyrischen und heroischen Opern und Ballettmusiken dieses Horn weiterverwendet.

Vorläufer der Trompe de Chasse-Jagdhörner, das Chretien-Jagdhorn:

Chretien Jagdhorn

Dampierre war als Jagdhornvirtuose berühmt und trat auch in Orchesteraufführungen am Hof auf, zum Beispiel in der Symphonie guerrière von André Danican Philidor. Zu seinen bekannten Fanfaren gehören La Dampière, La Royale (nur in Anwesenheit des Königs gespielt), La Prince de France (nur gespielt falls einer der Prinzen von königlichem Geblüt anwesend war) und Les Honneurs du pied. Sechsundzwanzig seiner Fanfaren wurden als Anhang zu einem Gedichtband von Jean Serré de Rieux (1668–1747) 1734 veröffentlicht, eine zweite Sammlung von 1756 enthielt 33 Fanfaren.

Er war ein guter Musiker, der auch Geige, Viola da Gamba und Querflöte spielte und mit Komponisten wie Jean-Joseph Mouret, Michel-Richard Delalande, Nicolas Bernier, André Campra und Jean-Joseph Cassanéa de Mondonville befreundet war. In Sceaux (das für seine Feste berühmt war) und Versailles nahm er auch an Theateraufführungen teil.

Die Fanfaren „La Royale“ und „La Dampière“
(geschrieben in Tonart D-Dur – Beachte: der Notenschlüssel (G-Schlüssel) liegt auf der untersten Linie!)

La RoyaleLa Dampierre

Dampière hat mit seiner Arbeit wesentlich zur musikalischen Entwicklung des Jagdhorns – jetzt in Frankreich „trompe de chasse“ genannt – wie auch zur Entwicklung der äußeren Form beigetragen.

1723 komponierte er seine erste Fanfare Royale au bois de Boulogne, nachdem er ein geeignetes Jagdhorn in Zusammenarbeit mit Kupferschmieden in Paris weiterentwickelt hatte (à la Dampierre mit anderthalbfacher Drehung), (Vorläufer war das Chretien-Jagdhorn). Da dieses Horn (siehe Bild) aber sehr ausladend und unhandlich war, entwickelte Dampierre zur Geburt des Thronfolgers (Dauphin) 1729 ein enger gewundenes Jagdhorn (à la Dauphin, mit zweieinhalbfacher Windung) (später folgte noch das 3½-windige Orléans-Jagdhorn). Die Hörner waren überwiegend im Tonregister D gestimmt. Die großen Windungen kamen durch die damaligen ausladenden Kopfbedeckungen zustande (unsere Parforcehörner sind zumeist 2 ½ windige Hörner).

Das heutige 3½-windige Trompe de Chasse-Jagdhorn (Bild Autor):

Trompe

Die Entwicklung war auch bestimmt von der Entwicklung der Kopfbedeckung der Jagdreiter, denn das Horn musste ja problemlos – auch während des scharfen Reitens während der Parforcejagd – über den Hut gehoben werden können. Die untere Abbildung zeigt verschiedene Hörner und die Entwicklung des Parforcehorndurchmessers in Abhängigkeit von der Kopfbedeckung – Dreispitz in der Mitte (mit dem 1 ½ windigen Horn), Zweispitz rechts (mit dem 2 ½ windigen Horn), (Reiter-) Kappe links (mit dem 3 ½ windigen Horn).

Jagdhoerner
(Bild aus „Die österreichische Jagdmusik“, Schantl/Zellner)

Gedichtband von Jean Serré de Rieux: http://gallica.bnf.fr/ark:/12148/bpt6k1510538t

24 Neue Fanfaren: http://gallica.bnf.fr/services/engine/search/sru?operation=searchRetrieve&version=1.2&startRecord=0&maximumRecords=15&page=1&query=%28gallica%20all%20%22marquis%20de%20dampierre%22%29&filter=dc.type%20all%20%22partition%22

Auszüge aus Wikipedia und mit freundlicher Genehmigung von Reinhold Proske „Große Männer des Horns“.

Gruß und © Martin

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