Reinigen01Reinigen von Jagdhörnern - Martin Geyer

Pflegliches und gründliches Reinigen von Jagdhörnern

Warum ein Jagdhorn reinigen? Ein einfacher Messingschlauch, keine bewegten Teile – solang Luft reingeht kommt ein Ton raus! So mag mancher Jäger denken – und für unsere Treibjagdhörner mag das auch genügen.

Wer jedoch nicht nur Töne hervorbringen, sondern auch Musik machen will kommt nicht umhin, seinem Instrument ein Mindestmaß an Pflege zu widmen.

Manche Erlebnisse verdeutlichten mir die Notwendigkeit dieser Pflege:

Ein Bläserkollege wollte das Blasen aufgeben, es fiele ihm zu schwer und er könne die Kraft dazu nicht mehr aufbringen. Beim Reinigen stellte es sich heraus, dass ein Messingblech (das als Adapter für ein zu schlankes Mundstück verwendet war) im Mundrohr den Querschnitt auf ein Loch mit 2 mm Durchmesser beschränkte.

Ein anderer kam trotz Anstrengung nicht mehr in die hohen Lagen. Eine Grundreinigung erbrachte einen klaren Klang und ein müheloses Erreichen der hohen Lagen.

Ein weiterer Bläser bekam einzelne Noten, trotz des Versuches diese durch Lippenspannung sauber zu intonieren, nicht mehr sauber hin – das Reinigen (und das Entfernen einer jahrelang im Kessel befindlichen Mundstückbürste) löste das Problem. Das Horn ließ sich wieder mühelos blasen und die Töne sauber intonieren.

Inhalt

Reinigen von Jagdhörnern Seite 1. 1

Ursachen von „Verschmutzungen“. 1

Auswirkungen. 2

Reinigung und Reinigungsmittel Seite 2 2

Reinigungsmittel 3

Reinigungswerkzeug: 4

Reinigung des Mundstückes Seite 3. 5

„Normal“-Reinigung des Hornschlauches. 7

Grundreinigung Horn Seite 4. 8

Ausbau. 8

Grundreinigung Hornschlauch/Ventil 8

Reinigungshäufigkeit

 

 

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Verschmutzungen

Welche Verschmutzungen gibt es nun!

Im äußeren Bereich gibt es Oxydationen des Messingbleches bei unlackierten Hörnern und bei lackierten Hörnern teilweise Oxydationsflecken. Diese Flecken kommen zumeist von einer Verletzung der Lackschicht und verursachen an der Stelle eine flächige Oxydation. Diese äußeren Verschmutzungen sind rein optisch/ästhetischer Natur (siehe die Bemerkungen zu "Zinkfraß" am Ende dieses Artikels).

Im Inneren des Hornes kommt es neben der Oxydation (die sich auf den Ton nicht auswirkt) zur Verschmutzung durch jahrelanges Einbringen von „Fremdstoffen“ (Speisereste), Ölen oder auch Mineralien aus dem Speichel. Diese Stoffe lagern sich flächig verteilt, aber auch ganz konkret als Fremdkörper an der Hornwandung ab und beeinflussen den Ton. „Pikanter“ sind die Fälle in denen bei der Reinigung Mundstückbürstchen, kleine Blechteile, oder anderes zum Vorschein kommen (alles schon gehabt!).

Auswirkungen

Diese jahrelangen Verschmutzungen bedingen eine Verengung der Querschnitte und damit ein Blasen mit mehr Gegendruck. Das Horn wird träge, die Ansprache ist schlecht und man muss sich anstrengen um seine Töne zu produzieren.

Mehr noch als eine Verengung merkt man aber das folgende: dadurch, dass quasi ein „Flaum“ am Innenrohr besteht, werden Töne nicht mehr durch das Messing reflektiert. Hohe Töne werden nicht mehr erreicht.

Bei massiven Verkalkungen kann es auch bedeuten, dass (Umschalt-) Ventile nicht mehr gängig sind oder die Stimmzüge festsitzen. Häufig bekommt man die Stimmzüge, wenn sie jahrelang nicht verändert wurden aufgrund der Ablagerungen nicht mehr bis zum Anschlag hinein (deshalb sollte man sich angewöhnen, nach jedem Blasen den Stimmzug ganz einzuschieben).

Durch konkrete Ablagerungen kommt es auch oft vor, dass einzelne Töne nicht mehr sauber angeblasen werden können, weil diese Frequenzen nicht mehr (bzw. weniger) reflektiert werden.

Dies ist jedoch die Voraussetzung für gelungene Musik!
Bei einem Versuch wurde der Einfluss der Reinigung auf die Tonhöhen des Hornes getestet.

(jedes Horn hat seine eigenen „Abweichungen“ vom harmonischen Optimum, auch jedes nagelneue Horn. Der Bläser gleicht dies bei „seinem“ Horn normalerweise (sollte) automatisch aus! Größere Abweichungen hingegen - wie sie bei Billighörnern vorkommen können, können dadurch aber nicht mehr korrigiert werden!)

Mit Stimmgerät wurden alle Töne vor und nach der Reinigung genauestens gemessen und die Abweichungen verglichen.

Während geringfügige Abweichungen durch veränderte Lippenstellung/-Druck ausgeglichen werden können, gelingt dies bei größeren Abweichungen nicht mehr.

Abweichung des geblasenen zum physikalisch sauberen Ton vor bzw. nach Reinigung*

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Das C wurde als Referenzton genommen. Die roten Balken zeigen die Abweichung der Töne vom Optimum (vom sauberen Ton) vor der Reinigung an. Die Abweichungen betrugen bis zu knapp einem halben Halbton – und waren damit nicht mehr durch den Bläser ausgleichbar.

Nach der Reinigung zeigte sich (blaue Balken), dass die Abweichungen wesentlich geringer waren und damit die Töne wieder „sauber“ intoniert werden konnten (die Abweichung des Natur-f ist physikalisch vorgegeben). Fast jedes Horn hat auch Abweichungen von Haus aus - bei so genannten China-Hörnern können diese merklich und nicht mehr bläserisch ausgleichbar sein.

 


Reinigung und Reinigungsmittel

Bei regelmäßigem Gebrauch sollte mindestens 1 - 2 mal jährlich das Horn mit Seifenlauge (Prilwasser) und Putzspirale gereinigt werden.

Intensiveres Reinigen mit Säuren z.b. alle 5 – 10 Jahre – am besten durch den Profi machen lassen. Intensives Spülen ist Pflicht!

Die Säuren greifen die Verlötungen an und führen nach Jahren des Gebrauchs zu Lochfraß!!

Nach langjährigem Gebrauch können sich auch Kalkverkrustungen bilden, die selbst durch Säuren nicht mehr lösbar sind, hier verwenden dann die Profis Stahlbürsten!

Reinigungsmittel

Þ    Spülmittel ja, als warme Seifenlauge

Essig/-Essenz

Þ    Bedingt, gründliches Nachspülen notwendig (Gold-
messing kein Problem)


Zitronensäure

Þ    ja, gründliches Nachspülen notwendig (Gold-
messing kein Problem)


Chemische Reinigung

Þ    Fürst-Pless (20€), Parforce (60-100+ €) (Ultraschall + Reiniger)

Þ    Poliermittel Nicht lackierte Oberflächen!

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Polierpaste

Þ    Nicht lackierte Oberflächen
(Unipol, Elsterglanz, Sidolin)

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Polierspray

Þ    Lackierte Oberflächen)

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Reinigungswerkzeug:

Putzbürstchen

Þ    Mundstück, Stimmzug

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Putzspirale

gummiummantelte Spiralen sind in der Handhabung etwas besser, da steifer – aber auch dicker – bei engen Hornschläuchen kann man an die Grenzen stoßen.

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Werkzeuge

Passgenaue Schraubenzieher, „Klopfholz“

Genaue Schraubenzieher sind notwendig, sonst werden leicht die Schrauben beschädigt. Möglichst nie eine Zange verwenden - dies führt immer zu Verkratzungen des weichen Messings.

Mit Gummi oder einem Holz klopft man festsitzende Mundstücke oder Ventile beschädigungsfrei heraus!

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evtl. Adapter

Der „Adapter“ ist zum Anschrauben eines Brauseschlauches gedacht. Vor allem bei gewickelten Hörnern vermeidet er, dass Wasser unter die Lederwicklung gerät!

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Reinigung des Mundstückes

Im Mundstück können Kalkablagerungen und Materialschwärzung (Oxydation) vorkommen. Außen sind Kratzer und eine matte Oberfläche erkennbar.

Unrunde Mundstück/Stimmzüge (z.B. durch Herunterfallen) sollten nur mit passgenauen „Dorn“ wieder egalisiert werden – das Material reißt sonst leicht!

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Ablauf:

Durch Stimmzugfette/Balistol besteht evtl. eine Ölschicht, die durch den Essig nicht gelöst würde! Deshalb muss das Mundstück mit Seife oder ähnlichem entfettet werden.

Ein Einlegen in Essiglösung (1h) ist problemlos und unschädlich und löst normalerweise die Ablagerungen, mit der Mundstückbürste können eventuelle Reste entfernt werden.

Das Polieren dient der Glättung von Kratzern und dem optisch schöneren Mundstück/Horn!

  1. Entfetten!


  2. Kalklösung


  3. Polieren
     

     

        Innen muss das Mundstück wieder glänzen!

„Normal“-Reinigung des Hornschlauches

-        Nur bis zum Ventil

-        Seifenwasser

-        Einweichen

Wesentlich ist die Reinigung der ersten (40) cm des Hornschlauches mit warmem Seifenwasser. Das warme Seifenwasser einweichen lassen (15 min.), dann bürsten und gründlich spülen! Vor allem bei gewickelten Hörnern sollte der Adapter verwendet werden.

Wenn auf „B“ geschaltet ist, kommt man normalerweise auch noch durchs Ventil hindurch.

Ein Reinigen vom Hornkessel aus ist normalerweise nicht notwendig.

Bei manchen eng gebauten (reinen) Parforcehörnern kann die Putzspirale – wenn sie weit hinein geschoben wird - stecken bleiben – dann lieber (vorher) zum Profi!

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Grundreinigung Horn

Ausbau

Der Decken des Ventils ist abzuschrauben. Kein scharfkantiges Werkzeug benutzen.

Mit einem passgenauen Schraubenzieher auf der Gegenseite den Knebel abschrauben.

 

Die Kerbungen genau merken, da diese beim Einbau wieder zusammen passen müssen!

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Mit einem Klopfholz oder Hartplastik durch leichte Schläge auf das Ventil (von der Seite mit dem Innengewinde aus) das Ventil austreiben.

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Grundreinigung Hornschlauch/Ventil

Reinigung des Hornschlauches erfolgt nun mit warmem Seifenwasser, in Extremfällen mit Zitronensäure/Essig (!!)

Das Seifenwasser einweichen lassen, dann bürsten und gründlich spülen!

Der Verwendung von Essig ist Zitronensäure vorzuziehen. Jedoch ist hier gründlichst auf das Spülen zu achten, da zurück bleibende Säuren langfristig die Lötstellen des Horns auflösen würden!

Vor allem bei gewickelten Hörnern sollte der Adapter verwendet werden.

Bei Reinigen im Ventilbereich darauf achten, dass der Ventilgang nicht verletzt wird, da sonst das Ventil nicht mehr bewegt werden kann oder schwergängig wird.

Stimmzug und Ventil können problemlos in Essig gereinigt werden. Den Ventilgang – wenn überhaupt – nur leicht mit mechanischen Mitteln reinigen.

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Reinigungshäufigkeit

Die Reinigungshäufigkeit hängt vor allem ab von der Häufigkeit des Spielens!

Bei mittlerem bis intensiven Spielen reinige ich selbst:

  • Stimmzug/Mundstück => (mind.) monatlich
  • Normalreinigung => jährlich
  • Grundreinigung => alle 2 - 5 Jahre

Die Reinigung von Stimmzug/Mundstück nach jedem Spielen wäre zwar empfehlenswert, ist aber nicht realistisch.

Bei einer „ersten Grundreinigung“ nach langen Jahren des Spielens kann man den Fachmann (Instrumentenbauer, Muskikläden) in Anspruch nehmen.

 

Zinkfraß

Hornreinigung31Karies und Mundgeruch bei Blechblasinstrumenten?

Messing, aus dem die meisten Blech-Blasinstrumente gefertigt sind, ist eine Kupfer-Zink Legierung. Zink ist ein unedleres Metall als Kupfer und daher korrosionsgefährdeter. Je höher der Zinkanteil in der Messinglegierung ist desto heller ist der Farbton und die Gefahr der Korrosion. Dies hat keinen Zusammenhang mit der Qualität des Instruments. Messing-Mundrohre schwingen oft leichter als Goldmessing- oder Neusilber-Mundrohre.
Kondenswasser mit Speichel gemischt ist nicht PH-Neutral und in diesem Zusammenhang recht aggressiv. So fressen sich Ablagerungen langsam durch die Messing-Legierung und bilden kleine Poren welche als rote Punkte bzw. Blasen sichtbar werden.

Behandelt man den Schaden nicht, wird das Material immer spröder bis sich Löcher oder Risse bilden und die Rohre nicht mehr dicht sind. In der Fachsprache nennen wir dies Zinkfraß (auch Entzinkung, Messingfraß, "red rot" genannt). Er lässt sich bei Blech-Blasinstrumenten durch regelmässige Pflege und chemische Reinigung (Spezialentkalkung) durch eine Fachwerkstatt vermeiden.

Sichtbar wird Zinkfrass meist als erstes beim Mundrohr und dem Stimmzug als kleine rote Punkte und bei versilberten Instrumenten als kleine Bläschen.

Regelmässige Pflege verhindert Zinkfrass
Wir empfehlen Ihnen deshalb mindestes einmal im Monat das Mundrohr und den Stimmzug zu spülen und auszubürsten.