Überliefert ist wie immer nur die erste Stimme, der "Canthus firmus" den Rest muss man sich konstruieren.

Die Konstruktion der Stimmen erfolgt nach traditionellen Regeln der Harmonielehre, Kadenz " frz "Cadence"

Erst verteilt man die Aufgaben: Die erste Stimme macht sich Gedanken über die Melodieführung, die Phrasierung die Betonungen und stilistische Elemente wie Roulés und Tayauts (s.u.) . Die Erste ist zwar die führende Stimme aber auch stets in der Pflicht, immer  Rücksicht auf die unteren Stimmen zu nehmen und sie nicht zu sehr zu dominieren.

Dann wird die Melodie in der ersten Stimme von allen Stimmen gemeinsam gesungen!, bis die Fanfare "sitzt". Nur durch das gemeinsame Singen kann man sich stilistische Elemente, Rhythmusverschiebungen und eine gemeinsame Agogik einprägen und verinnerlichen. Nicht jeder Trompebläser hat Notenkenntnisse, meiner Erfahrung nach sind es sogar die allerwenigsten deswegen ist das gemeinsame Singen besonders wichtig.

Somit ist die zweite Stimme schon fixiert. Sie folgt strikt und unerschütterlich der ersten in den Hornquinten  der ersten Stimme als  “Obligato“ , muss die selben Verzierungen ausführen, die gleiche Dynamik und Timbre haben. In der Musiktheorie spricht man vom obligaten Accompagnement und einer "Homophonie"

Die zweite Stimme wird in den Hornquinten tiefer, allerdings beim tiefen Do, Mi,  Sol ( c0, e1 und g1) im Gleichklang geblasen, siehe Schema. Der zweite Hornist muss diese Hornquinten frei im Kopf haben und  jederzeit ohne große Überlegung  zu einer beliebigen Ersten Stimme blasen können.

Siehe dazu http://de.wikipedia.org/wiki/Hornquinten

Die zweite Stimme dient somit der harmonischen Erweiterung und Absicherung der ersten Stimme. Bei schwierigen Tönen wie z.B. bei dem NT 11 “falschen Fa “ (f2) gleicht sie mit ihrem Akkord, in dem Falle mit dem NT 9 Re (d2)  den gewöhnungsbedürftigen Akkord aus. Die zweite „macht erst die erste Stimme schön“. Man sollte das Zusammenspiel der beiden oberen Stimmen ständig in Duettformation üben, damit man sich blind aufeinander verlassen kann. Die Hornqunten müssen in Fleisch und Blut übergehen. Am besten übt man das durch Dazusingen der zweiten Stimme, ohne die  Noten vor sich zu haben.

Anmerkung meine persönliche Meinung: Warum muss die zweite Stimme die erste Stimme als willenlos folgsame Sklavin strikt in den Hornquinten zu begleiten ? Die Musik kann auch einen polyphonen Charakter annehmen Vielmehr kann sie ihr mal  auch energisch widersprechen, oder sie auch bestätigen und mal schlicht bei ihr sein. Geht die erste Stimme nach oben, kann die zweite ihrem Lauf in die Höhe folgen aber auch auf der Linie bleiben und sogar sich nach unten bewegen. Sie braucht nicht die selbe Rhythmik haben, sie kann auf den Noten liegen bleiben und sich sogar synkopisch verhalten. Sie kann auch zeitweise das Thema übernehmen, quasi als zweite Erste und beispielswiese in einer Reprise mit ihrem eigenem Timbre und Individualität aufwarten. Es kann so sein, dass die zweite Stimme auch eine Reihe  eine Reihe von Stopftönen beherrschen und in vollkommener Harmonie zur  Ersten klingen muss (Andante religioso, Choral, Molltonarten). Es sind in dieser Ansicht auch erste Ansätze in der Literatur vor allem bei bei Tyndare und Rochard erkennbar, leider hat sich das aber nicht bis in die Moderne durchsetzen können.

 

Es versteht sich von selbst, dass Harmonie beim Spiel nur durch richtiges Einstimmen der Hörner (s.d.) erreicht werden kann.