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"Abhandlung über das Jagdhorn" von Jules Cantin

Übersetzung aus der „Traité Complet de Trompe de Chasse“ von Jules Cantin
Wir danken herzlich Herrn Ferdinand Rosenberg für die Bereitstellung und Übersetzung

 

pdf logoOriginaltext - Traité Complet de Trompe de Chasse

 

 

Inhalt: "Abhandlung über das Jagdhorn" von Jules Cantin

. 1

Theoretischer Teil
Der Jagdton (Ton de Venerie)
Der Ton simple
Das Doublé
Das Roulé
Das Tayaut
Weitere Möglichkeiten der Verzierung

Die Interpretation des Ton de Vénerie in den Fanfaren
Solo - Duo - Trio
Der Radouci
Der Triolen-Zungenstoß (Doppelzunge bei Triolen)
Die gestopften Töne. 9

Gruppen und Vereinigungen
Zusammenstellung der Gruppen und Vereinigungen
Das Einüben der Stücke
Tongenauigkeit innerhalb des Ensembles
Instrument und Mundstück
Basshorn - Kontrabasshorn
Bläserwettbewerbe. 12

Musikalischer Teil
Die Jagdfanfaren
Klassische Fanfaren
Tier - Fanfaren  16

Theoretischer Teil

Ziel dieser Ausgabe ist es eine Zusammenfassung zu bieten, die der Weiterentwicklung unseres Instrumentes dienlich ist. Es soll eine praktische und vollständige Methode aufgezeigt werden, die das Erlernen der verschiedenen Blastechniken und Vortragsweisen erleichtert. Sei es den Ton de Venerie oder eine musikalische Vortragsweise, seien es Solo-Vorträge oder im Trio (Jagdfanfaren), oder Zusammenspiel im Ensemble. Es soll kein neues Handbuch der Jagdmusik kreiert werden, dies wäre letztlich nichts anderes als eine Kopie bereits bestehender Abhandlungen mit mehr oder weniger geringfügigen Varianten in der Notation der Fanfaren.

Wenn das Parforcehornblasen [Trompe de Chasse ist hier mit Parforcehorn oder Jagdhorn übersetzt] lediglich bei Parforcejagden zur Anwendung käme und nur die Jagdfanfaren geblasen würden, wäre die Anzahl der Bläser ziemlich gering. Inzwischen gibt es aber Bläsergruppen, die in der Lage sind bedeutende musikalische Werke aufzuführen. Wir sollten es als erfreuliche Tatsache ansehen.

Es gibt wohl kaum Bläser, die nicht auch gerne Fantasiestücke spielen, welche bei konzertanten Aufführungen sehr gut aufgenommen werden.

Man sollte aber nicht daraus schließen deshalb die ursprüngliche Bestimmung des Parforcehornes vernachlässigen zu können. Der Charakter dieses Instrumentes muss schon aus Gründen der Tradition erhalten bleiben. Trotz seiner beschränkten Möglichkeiten ist es dennoch möglich musikalisch mehr daraus zu machen.

Zu Beginn dieses Werkes kann nur aufgeführt werden, was auch in anderen gleichgearteten Abhandlungen zu finden ist.

Der Tonumfang des Parforcehornes ( siehe Notenbeispiel). Das notierte C entspricht dem D auf dem Klavier. In dieser Tonart ist das Instrument gestimmt. Hörner in Es sind Militär- oder Orchesterinstrumente.

Position des Mundstückes. Das Mundstück wird in der Lippenmitte angesetzt, sodass 2/3 auf der Oberlippe zu liegen kommen und 1/3 auf der Unterlippe. Diese Stellung ist ständig beizubehalten.

Haltung des Hornes. Im Allgemeinen in der rechten Hand, die Stürze zeigt nach rechts, manchmal wird es auch mit beiden Händen gehalten und der Schallbecher nach links ausgerichtet.

Weitere Empfehlungen und zu beachtende Hinweise werden im Folgenden dargelegt. Es wird versucht die verschiedenen Blastechniken, wie den Ton simple (einfacher Ton), den Ton de Venerie (Jagdton) und die musikalische Aufführungsweise, so verständlich wie möglich zu erläutern und vielleicht bestehende Wissenslücken auszufüllen.

 

Der Jagdton (Ton de Venerie)

Den Jagdton zu blasen bedeutet dem Horn seinen ihm eigentümlichen unvergleichlichen Klang und seinen besonderen Zauber zu geben. Es ist der wohlbegründete Ehrgeiz aller Bläser, den Ton de Venerie zu beherrschen.

Es wird über den Ton de Venerie oft diskutiert, aber nie erklärt worin er besteht. Es ist ein Zusammenspiel von Ton simple, Roulé und Tayaut. Er kommt nur mit Pleine Trompe, d.h. bei vollem Klang des Hornes, bei Allegro im 6/8 oder 9/8 Takt zur Anwendung und wenn die einzelnen Takte aus punktierten Viertelnoten und drei verbundenen Achtelnoten bestehen. In anderen Taktarten, wie 2/4 und ¾ ist der Jagdton nicht gebräuchlich und auch niemals angebracht. Alle Jagdfanfaren und der größte Teil (90%) der übrigen Fanfaren sind deshalb im 6/8 -Takt gesetzt.

Man wird den Ton de Venerie in einem im 2/4- Takt gesetzten Stück, wie z. B. im Point du jour, oder in einem ¾ -Takt gesetzten Stück, wie bei der Rallye Ardennes, vergeblich suchen.

Diese einfache Erklärung des Jagdtones mag überraschend sein und wird sicher Kritiker finden, aber komplizierte Erklärungen führen auch nicht weiter.

 

Der Ton simple

[Man übersetzt diesen in der französischen Jagdhornliteratur feststehenden Begriff am besten mit:
gerader, einfacher in der Tonhöhe gleichbleibender Ton, wie er mit dem Instrument erzeugt werden kann, ohne dessen Qualität durch irgendwelche Modulationsversuche wie Vibrato oder ähnlichem zu verändern]

Viele Bläser sehen im Ton simple nichts anderes als das Gegenstück zum Jagdton. Diese Einstellung ist ein großer Irrtum, und offen gesagt, wer keinen guten Ton simple blasen kann wird auch niemals einen guten Jagdton blasen können. Der Ton simple ist die Basis des Jagdhornblasens.

Man sollte auch das Wort „simple“ in diesem Zusammenhang nicht mit „leicht“ verwechseln. Es ist der Ton simple mit welchem der Bläser seinem Instrument die Kraft, die Tiefe, den Klang und den Rhythmus gibt. Mit einem Wort: durch den Roulé und Tayaut erhält das Instrument letztendlich seine Vollkommenheit.

Beim Ton simple wird jede Note mit der Zunge angestoßen, sei diese kurz oder lang. Dabei formt man die Silbe „TÜ“, wie bei jedem anderen Blasinstrument mit Mundstück auch. Niemals sollte man dabei DÜ statt TÜ formen.

Zur Erklärung wird gerne das Beispiel des auf der Zungenspitze befindlichen Krümels, den man ausspucken will. bemüht (Anmerkung des Übersetzers: nicht ganz richtig, da ja die Zungenspitze hinter der oberen Zahnreihe liegen soll und nicht zwischen den Lippen.)

Anfangs sollte man diesen Zungenstoß nicht zu energisch ausführen. Der Anstoß soll locker und leicht sein. Mit der Zeit wird sich auch mit leichter Zunge eine Tontreffsicherheit einstellen.

Wenn die Zungenspitze den Luftstrom frei gibt, und bei gleichzeitiger Formung der Silbe „TÜ“, entsteht im Instrument ein Ton.

Die Spannung der Lippen und deren Öffnung in unterschiedlicher Weite regulieren den Druck des Luftstromes, der dann über das Mundstück in das Instrument geleitet wird. Zusammen mit der Schwingung des Metalls entsteht dann der unverwechselbare Klang des Jagdhorns.

Die Tonhöhe wird bestimmt durch die Weite der Lippenöffnung und der Stärke des Druckes der Luftsäule.

Zusammenfassend lässt sich der Ton simple folgendermaßen charakterisieren:

„Geschmeidigkeit und Leichtigkeit gibt ihm die Zunge, Volumen und Kraft der Druck der Luftsäule, Klang und Farbe die Lippen.“

Hinzuzufügen ist, dass die Töne während einer Phrasendauer, das sind i.d.R. vier Takte, gleichmäßig ausgeführt werden müssen, sie dürfen niemals gepresst werden oder stoßweise kommen. (m.a.W.: der Luftvorrat muß der Phrasendauer angepasst werden).

Die Töne sind einzeln mit der Zunge anzustoßen, Bindungen und Roulé-Technik die stets mit den Lippen ausgeführt werden, sind zu vermeiden. Auch die Tonerzeugung allein mit der Silbe „Ü“ ist zu unterlassen, führt zu keinem guten Effekt.

Obligatorisch ist der Ton simple in den Tempi Largo, Lento, Andante und beim Radouci, sowie bei den Taktarten 2/4, ¾, 4/4, bei allen Zweierrhythmen. Im 6/8- Takt ist er bei bestimmten Motiven ebenfalls obligatorisch: bei verlängerten und verbundenen Noten gleicher Stufe, z.B. eine punktierte Viertelnote mit einer Viertelnote (s. Beispiel 1b), sowie bei drei aufsteigenden verbundenen Achtelnoten (s. Beispiel 2 b). Das Gleiche gilt für aufeinander folgende drei Achteltöne unterschiedlicher Tonhöhe (Beispiel 3). An dieser Stelle muss man eine gewisse Einschränkung machen: ist unter den verbundenen 3/8 -Noten die zweite tiefer, also absteigend, so kann man diese mit der vorangehenden höheren Note verbinden. Man formt dabei die Silbe „LÜ“ anstatt „TÜ“. Diese Ausführung ergibt schon natürlich und wird dem Erlernen des Roulé und Doublé dienlich sein. Die Zunge muss dabei weich und geschmeidig sein, man darf aber nicht in den Fehler des „Schmierens“ (coulé) verfallen und „TÜ-Ü“ formen anstatt von „TÜ-LÜ“.

 

Das Doublé

(Verdoppelung des Tones)

Die Verdoppelung der Viertelnote durch zweifachen Zungenstoß ist auf dem Parforcehorn leicht zu bewerkstelligen und wird oft praktiziert. Das Doublé ist kein Element des Jagdtones (Ton de Venerie), aber er kann als Vorübung für den Roulé und den Tayaut angesehen werden.

Manchmal findet diese Blastechnik in den Zweiertaktarten wie 2/4 und ¾ seine Anwendung, dies ist aber auch die einzige Möglichkeit innerhalb dieser Taktarten. ( Beispiel 4)

Im 6/8-Takt wird die Viertelnote in zwei Achtelnoten geteilt. Die erste Note wird mit „TÜ“ angestoßen, die zweite mit „LÜ“, und die folgende dritte wieder mit „TÜ“. Es resultiert daraus:

„TÜ-LÜ-TÜ“ (Beispiel 5)

Die Silbe TÜ wird in gleicher Weise geformt, wie es bereits im Kapitel über den Ton simple besprochen wurde.

Die Silbe LÜ formt man, indem man die Zungenspitze dem Gaumen anlegt und dann wieder löst, ohne jedoch dabei den Ton zu unterbrechen. Bei der dritten Note kehrt dann die Zunge wieder zu den Lippen (besser: obere Zahnreihe!) zurück und formt wieder „TÜ“.

Es dürfte keine allzu großen Schwierigkeiten bereiten, nach diesen Vorgaben dann auch den Roulé auszuführen.

Wenn man statt TÜ-LÜ-TÜ auch mit TÜ-ÜL-TÜ übt (Beispiel 6), wobei man das „ÜL“ etwas kräftiger anstößt, wird auch die folgende Tayaut -Übung leichter fallen.

Die Silbe ÜL bildet man durch leichtes Anlegen der Zunge am Gaumen.

Es ist eine gute Übung, die Silbenfolgen Tü-Lü-Tü und Tü-Ül-Tü ohne Mundstück zu bilden, Man sollte aber unbedingt die Aussprache Tü-Dü oder Tü- Rü vermeiden.

 

Das Roulé

Das Wort „Roulé“ beschreibt ganz gut den Effekt des „Rollens“, wie man ihn beim Hören empfindet. Zusammen mit der Kombination aus Ton simple und Tayaut spielt er beim Ton de Venerie (Jagdton) eine wichtige Rolle.

Zur Ausführung des Roulé bedienen wir uns der Silben Tü-Lü, wie wir es schon beim Doublé kennengelernt haben, verbinden aber dann die dritte Achtelnote ebenfalls mit -Lü-, sodass die Silbenfolge Tü-Lü-Lü entsteht.

Nur im dafür geeigneten Rhythmus kann Das Roulé seine Wirkung entfalten.

Leicht lässt er sich bei absteigender Tonleiter oder bei drei Achtelnoten gleicher Höhe bewerkstelligen, bei aufsteigender Tonleiter ist es nicht möglich (?).

Ich habe mich bemüht an Hand der beigefügten Beispiele dies näher zu erläutern.

Das Roulé ist obligat: Bei drei verbundenen Achtelnoten gleicher Tonalität (Beispiel 7), sowie bei drei verbundenen Achtelnoten absteigender Tonleiter (Beispiel 8)

Das Roulé ist fakultativ: bei einer punktierten Viertelnote, die dabei in drei Achtel geteilt wird (Beispiel 9), (falls der Autor nichts anderes bestimmt hat). Des Weiteren, wenn einer Viertelnote eine Achtelnote gleicher oder tieferer Tonhöhe folgt (Beispiel 10 u.11). Die Viertelnote wird dabei in zwei Achtelnoten aufgeteilt.

 

Das Tayaut

Ein weiteres Verzierungselement ist das Tayaut, der zusammen mit dem Roulé und dem Ton simple den Jagdton vervollständigt. Einige Lehrmethoden schreiben zwar über den Tayaut, erklären diesen aber nicht, andere erwähnen ihn nicht einmal.

Wie beim Roulé kommt auch das Tayaut nur bei bestimmten Notenkombinationen und geeigneten Taktarten in Anwendung. Diese Möglichkeit besteht nur, wenn im 6/8- oder 9/8-Takt auf die Viertelnote eine Achtelnote folgt.

das Tayaut ist obligat:

Wenn die Achtelnote ein oder zwei Stufen über der Viertelnote steht (Beispiel 12)

das Tayaut ist fakultativ:

Wenn die Achtelnote ein oder zwei Stufen tiefer steht oder von gleicher Tonhöhe ist (Beispiel 13).

Das gleiche gilt für die punktierte Viertelnote, wenn diese in eine Viertel und eine Achtelnote geteilt wird.

Bei der Übung des Doublé nach der zweiten Manier wurde die Viertelnote in zwei Achtelnoten geteilt, sodass für dieselbe Zähleinheit drei Noten (die dritte Note ist die unverändert gebliebene Achtelnote) entstanden, die mit Tü-ül-tü angeblasen werden sollten (Beispiel 6)

Beim Tayaut wird diese Viertelnote nun in zwei Sechszehntel- und eine Achtelnote aufgeteilt, sodaß vier Noten auf die gleiche Zähleinheit folgen (Beispiel 12,13). Diese Tonfolge wird mit Tü-i-ül-tü

angeblasen.

Die beiden Sechszehntelnoten müssen sehr schnell aufeinander folgen. Die erste wird noch mit Tü angeblasen wie beim Ton simple. Während der kräftigen Ausatmung artikuliert man nun bei fortgesetzter Tonerzeugung -i-, indem man die Zunge zurückzieht. Hierdurch wird der Druck der Luftsäule erhöht und der Ton der zweiten Sechszehntelnote um eine Stufe erhöht (Beispiel 12 / 13)

Es folgt die Silbe -ül-, die wie beim Doublé beschrieben erzeugt wird. Sie entsteht durch leichtes Anlegen der Zunge am Gaumen. Die nun folgend Silbe -tü- dürfte keine Schwierigkeiten bereiten.

Wenn man nun den Tayaut in der hier dargestellten Weise beherrscht, kann man daran gehen noch mehr Brillanz zu erzielen, indem man die zweite Sechszehntelnote zwei oder gar drei Stufen höher zieht (Beispiel 14)

Diese Techniken eignen sich aber nur für Erhöhungen von c auf d, von d auf f, und von e auf g. Das erfordert aber eine gute Beherrschung des Instrumentes (Beispiel 14 a) Erhöhungen von f nach a oder g nach h sind nicht ratsam.

Manche Bläser versuchen den Tayaut um eine Quart oder gar Quint zu erhöhen, aber das sollte man besser lassen.

Man kann in gleicher Weise versuchen aus einer punktierten Viertelnote einen „verlängerten, oder doppelten Tayaut“ zu machen, indem man diese in vier Sechszehntel und eine Achtelnote unterteilt. Hierzu verwendet man die Silbenfolge „tü-i-ü-i-ül“. Das sind vier Artikulationen innerhalb einer Zählzeit (Beispiel 14 c). Allerdings sollte man diesen Doppeltayaut nur mit Umsicht gebrauchen, er ist sehr viel schwerer in der Ausführung als der an dieser Stelle auch angebrachte Roulé und vermittelt nicht dessen Weichheit und Leichtigkeit.

Nicht anzuhören sind noch weitere Aufteilungen des verlängerten Tayaut in sechs Sechszehntel. Mit dieser Art zu blasen kommt es zu einer „jodelnden“ Verunstaltung der Fanfaren.

Die folgende Tabelle fasst die Einsatzmöglichkeiten der dargestellten Verzierungselemente zusammen.

Drei verbundene Achtelnoten gleicher Tonalität : Roulé

Drei verbundene Achtelnoten in absteigender Reihenfolge :Roulé

Eine Viertelnote gefolgt von einer Achtelnote, eine oder zwei Stufen höher: Tayaut

 

Eine Viertelnote gefolgt von einer Achtelnote gleicher Höhe oder eine oder mehrere Stufen tiefer:
Roulé oder das Tayaut

In allen anderen Fällen, in den Taktarten 2/4, ¾, 4/4, und in den Tempi moderati :nur Ton simple!

Zusammenfassend ist zu sagen, sei es bezüglich des Ton simple, des Roulé oder des Tayaut, die Töne müssen stets mit der Zunge gebildet werden, niemals mit den Lippen allein oder mit dem Unterkiefer. Das mag zwar leichter sein, ergibt aber nur eine schwerfällige Wiedergabe und keine gute Tonqualität. Nur die aufgezeigte Blasweise gibt dem Parforcehorn seine strahlende Klangqualität.

 

Weitere Möglichkeiten der Verzierung

Der Triller. Hierbei wird die von der geschriebenen Note nächst höher gelegene Note kurz, schnell und wiederholt angestoßen. ( Beispiel 16) . Er findet seine bevorzugte Anwendung bei langen Noten und beim sogen. Orgelpunkt. Er hat keine Verwandtschaft zum Tayaut, da er ausschließlich mit den Lippen (in einer Art fortgesetzter Bindungen, ohne Zungenstoß) erzeugt wird. Bei der „pleine Trompe“ (Jagdfanfaren mit vollem Klang) ist er nicht angebracht, beim Radouci (getragene Lento- Pianostücke) entfaltet er seinen eigentlichen Zauber.

 

Der Mordant. Ist ein sehr kurzer Triller, der scheinbar dem Tayaut sehr nahe kommt. Er wird deshalb auch „Lippentayaut“ genannt. Er wird jedoch ebenfalls nur mit den Lippen erzeugt (ohne Zungeneinsatz)

(In der deutschen Musikliteratur versteht man unter Mordant einen Pralltriller nach unten. Dabei wird z.B. die Viertelnote bei der Ausführung in zwei Zweiunddreißigstel und eine verlängerte Achtelnote aufgeteilt. In dem von Cantin aufgezeigten Beispiel wird jedoch ein Pralltriller nach oben dargestellt. Das Beispiel (16) für einen Triller zeigt eine aus Zweiunddreißigstel bestehende Trillerkette. Gemeint ist wohl, dass unter Mordant nur ein einmaliger Pralltriller zu verstehen ist im Gegensatz zum länger anhaltenden Triller. Deshalb auch die Bezeichnung „Lippen -Tayaut“.)

Der lange Vorschlag (Hier „L'appoggiature“ genannt). Hierbei wird der Hauptnote eine weitere Note, die eine Tonstufe höher, oder eine Halbtonstufe tiefer sein kann, gesetzt, das Zeitmaß bleibt dabei gleich. (eine Note wird in zwei Noten geringerer Wertigkeit geteilt). Er kann nicht mit den anderen Verzierungen gleich gesetzt werden, das Tayaut wird stets aus der reellen Note entwickelt.(

Der kurze Vorschlag (Accaciature). Im Gegensatz zum Vorhergesagten wird beim kurzen Vorschlag der Hauptnote eine kürzere vorangestellt, wobei auch hier das Zeitmaß gleichbleibt. Beispiel 18). Er findet manchmal beim Radouci seine Anwendung.

Der Choulé. Eine Verzierung ,die in einigen Schulen aufgezeigt wird. Er ist dem Portamento ähnlich (Beispiel 19). Manchmal aber hat man den Eindruck, daß dessen Ausführung lediglich eine Ermüdung der Lippen oder mangelnde Sicherheit im Treffen hoher Töne kaschieren soll.

Am besten führt man den Choulé aus, indem man mit dem -'g- beginnt und dann schnell die folgenden Noten um eine Oktave bis zum -''g- hochzieht. Man kann aber auch nur eine Sexte ansteigen, also bis zum -e-.

Mit der Anwendung des Choulé sollte man zurückhaltend sein und ihn nicht durch zu häufigen Gebrauch abnutzen.

 

Die Interpretation des Ton de Vénerie in den Fanfaren

Im Vorangegangenen wurde bereits erklärt wo und wie Roulé, Tayaut und Ton simple im Ton de Venerie anzuwenden sind und Möglichkeiten aufgezeigt ein und demselben Motiv verschiedene Verzierungen zu unterlegen.

In den Beispielen Nr.20, Terré du Rénard , Marche de Venerie und Bat-l'eau wird gezeigt, wie man ein und dieselbe Fanfare bei unterschiedlicher Verwendung von Roulé odas Tayaut aufführen kann, ohne dabei die Intention des Autors zu beeinträchtigen. (Beim Ton simple sind die kleingedruckten Noten wegzulassen!)

Die Gestaltung mit Roulé wirkt weicher, mit Tayaut eklatanter, schmetternder, fast etwas aggressiv. Der richtige Einsatz von Ton simple, Roulé und Tayaut geben den Fanfaren ihren Charakter.

Zur sogenannten „Imitation“ ist auch noch ein Wort zu sagen. Der Schüler ist geneigt die Blasweise seines Lehrers oder die seiner ihm besser dünkenden Kameraden nachzuahmen. Wie bei der Sprache und allen anderen Musikinstrumenten soll der Bläser auf dem Parforcehorn seine individuelle, persönliche Tonqualität entwickeln. Das höchste Ziel ist es, einen bestimmten Bläser auch aus der Ferne an der Stimme seines Hornes erkennen zu können.

Das bisher Gesagte lässt erkennen wie schwierig es ist, feste Interpretationsregeln aufstellen zu wollen. Um die Qualität einer Aufführung beurteilen zu können, muss man das Instrument gut kennen und auch selbst ein guter Bläser sein.

Es ist noch zu bemerken, dass alle vierzehn Tage einmal den „Point de jour“ zu blasen noch keinen guten Bläser macht, wie jedes andere Musikinstrument erfordert auch das Parforcehorn eine methodische, ständige und wiederholte Übung.

Den sogen. „Normannenton“ werde ich nicht erwähnen, das ist eine Blasart außerhalb jeder Schule, und steht im Widerspruch zu jeder guten Aufführungspraxis. Ein guter Bläser würde diese Technik nie anwenden.

 

Solo - Duo - Trio

Inzwischen gibt es tausende Fanfaren, die solistisch, im Duo, oder im Trio aufgeführt werden können; vierstimmige Sätze sind der konzertanten Aufführung vorbehalten.

Im Duo muss auch der Bläser der zweiten Stimme die Fanfare perfekt beherrschen. Er folgt dem ersten Horn im gleichen Rhythmus und bestimmten Tonintervallen. Mit den im Folgenden aufgeführten Akkordbeispielen sollte das nicht allzu schwierig sein.

Wenn das erste Horn den Ton - g - spielt, so bleibt das zweite Horn eine Terz darunter auf dem - e -.

Das - d - wird mit der Quinte - g - unterlegt, das - e - wieder mit der Terz - c -, und - f - wird mit der Terz - d - begleitet (Beispiel 21)

Für das - ''g - bieten sich zwei Möglichkeiten an : entweder die Terz - e - , oder der Dominant-Akkord mit - d - . Man kann auch die Oktave - 'g - wählen (Beispiel 21b , 21c).

Bei den Fanfaren ist es durchweg gebräuchlich Tonika-Akkorde wie -g- und -e- zu verwenden. Der Bass fügt dann das tiefe C, genannt Pedale, hinzu. Ist bei einer Fanfare ein sogen. Orgelpunkt mit -g - verlangt, so wird zur Abwechslung der Dominant-Akkord eingesetzt und der Bass begleitet mit dem tiefen - g - .

Soll nun beim Duo das Zweite Horn die Roulé und Tayaut-Technik verwenden? Wenn das Duo sehr gut ist und das Zweite Horn exakt der Interpretation des ersten folgt: ja. Das setzt aber voraus, dass beide Bläser gut aufeinander abgestimmt sind und stets miteinander blasen. Andernfalls ist es besser, wenn das zweite Horn mit einem guten Ton simple begleitet.

Eine wichtige Stimme ist der Bass (3. und 4. Horn), im Allgemeinen haben sich einzelne Bläser darauf spezialisiert. Im Jagd-Trio wird der Bass improvisierend ausgeführt, das bedeutet, dass auch der Bass die Fanfaren perfekt beherrschen muss. Um die richtigen Akkorde unterlegen zu können braucht man ein gutes Gehör. Übrigens fußen sie immer auf der Tonika - c - und der Dominanten - g - ( Beispiel 21a, b und c). Der Ausführende muss sich bemühen die Töne gut anzustoßen und eine Art Arpeggio bewirken können, wie es oft in dieser Stimme verlangt wird (Beispiel 22 ; Oktavbeispiele :23)

Die Bass-Stimmen sind i.d.R. im Violin (g)-Schlüssel gesetzt. Den Bass (-f-)-Schlüssel zu benutzen bringt keinen Vorteil, es sorgt nur für Verwirrung, wenn man die doch manchmal mit eher „bescheidenen“ Musikkenntnissen ausgestatteten Bläser zwingt zwei Schlüssel zu lernen.

Bei den Fanfaren ist es gebräuchlich am Schluss auf die Tonika das Kontra - C zu setzen. Beim Parforcehorn wird es Pedale genannt. Man erzeugt diesen Ton, indem man die Unterlippe unter den Mundstückrand bringt. Dadurch wird die Lippenöffnung entsprechend erweitert.

Der Bass wird im Ton simple ausgeführt. Er verlangt Genauigkeit im Akkord, Leichtigkeit und gute Klangfarbe. Er bedarf eines ernsthaften Studiums. Man soll den Bass nicht schwer machen und nicht übertrieben anstoßen, er soll kraftvoll und getragen sein, aber er darf niemals dominieren.

In den Bläsergruppen und Vereinigungen sollte man, wenn die Möglichkeit besteht, für die Fanfaren mehrere Trios zusammenstellen, bevor man diese im Ensemble aufführt.

 

Der Radouci

Wenn Ton simple und Ton de Venerie beherrscht werden, wenden wir uns dem Radouci zu. Ton de Venerie bedeutet Stärke, Kraft, schnelle Tempi und bestimmter Rhythmus. Radouci, das ist weicher Wohlklang in den unterschiedlichsten Rhythmen. Einige Verfechter des Jagdtones verachten aus unerklärlichen Gründen den Radouci. Dieses Vorurteil sollte heutzutage keinen Bestand mehr haben.

Manchmal haben auch Fanfaren Radouci- Teile, aber grundsätzlich ist er Bestandteil der konzertanten Stücke, wo er auch seine Wirkung entfalten kann.

Der Radouci unterscheidet sich wesentlich vom Ton de Venerie, er verlangt eine besondere Übung, eine vollständige Beherrschung des Hornes, sowie große Ansatzsicherheit.

Der Radouci verlangt weiterhin Leichtigkeit des Ansatzes, Genauigkeit und Tonreinheit sowie Wohlklang.

Man übt den Radouci indem man einen Ton pianissimo beginnt, diesen mit einem crescendo bis zum mezzoforte fortsetzt, um dann wieder mit decrescendo zum pianissimo zurückzukehren, und zwar ohne Unterbrechung des Tones. Man soll bei dieser Übung den Ton möglichst lange aushalten (Beispiel 24). Bei dieser Gelegenheit kann man auch das Vibrato üben, welches sowohl beim Forte (pleine Trompe) als auch beim Radouci gebrauchen kann. Man erzeugt es mittels leichtem Vibrieren der Lippen. Wie bereits im Abschnitt „Ton simple“ erwähnt, muss ein Vibrato immer sehr weich ausgeführt werden, man vermeide unbedingt ein „Wimmern“ (chevrotement).

Vor allem im Radouci vermittelt der Bläser dem Stück seine individuelle und persönliche Interpretation und verleiht ihm Ausdruck.

Bestimmte Verzierungen, die beim Ton de Venerie und der pleine Trompe wegen der unschönen Wirkung nicht angebracht sind, können beim Radouci einen brillianten Effekt haben.

Der Triller, er wurde bereits im Vorhergehenden besprochen, er bedarf besonderer Übung (Beispiel 16).

Die Tonerzeugung erfolgt allein mit den Lippen. Wenn man den ersten Ton angestoßen hat bleibt die Zunge unbeweglich liegen. Zu Anfang übt man die Tonfolge langsam, dann wird man das Tempo erhöhen bis man eine genügend schnelle und gleichmäßige Tonfolge erreicht hat. Im Letzteren liegt die Schwierigkeit.

Den Mordant (In der deutschen Musikliteratur bezeichnet der M. einen Pralltriller nach unten, Beispiel 17) anzuwenden, ist beim Radouci ebenfalls angebracht.

Auch kurze Vorschläge sind als Verzierung im Radouci geeignet. Hierbei wird die der Hauptnote vorangesetzte kürzere Note kurz angestoßen und schnell mit der Hauptnote verbunden, ohne daß dabei das Zeitmaß verändert wird.

Bindungen (Coulé), die auf der pleine Trompe und beim Ton de Venerie tunlichst zu vermeiden sind, können beim Radouci gut genutzt werden. Aber auch diese Verzierung bedarf, wie bei den Übrigen, großen Könnens bei der Ausführung.

Der erste Ton wird mit der Zunge angestoßen, die folgenden werden dann nur noch mit den Lippen erzeugt (Beispiele 26, 27, 28) Bindungen, die über drei oder vier Noten hinausgehen sind in der Parforcehorn-Literatur eher selten.

Auch die korrekte Anwendung von crescendo und decrescendo gehören zu einer guten Aufführung.

Verzierungen sind nicht immer angebracht. Es bleibt dem Geschmack des Ausführenden überlassen, wo und wie er diese einsetzt, ohne sie der Gefahr der Abnutzung auszusetzen.

 

Der Triolen-Zungenstoß (Doppelzunge bei Triolen)

Er wird auch „Trompeten-Zungenstoß“ genannt. Er ist auf dem Horn wegen der Dimension des Instrumentes etwas schwierig, aber nicht unmöglich. Man muss ihn sich langsam erarbeiten bis man diesen in schneller Folge ausführen kann. (Die in schneller Folge anzustoßenden Töne werden dann nicht mehr einzeln mit tü-tü-tü angestoßen, sondern mit tü-kü-tü. Der Zungenkörper stoppt die Luftsäule am Gaumen wie beim Verschlusslaut. Man gewinnt dadurch Tempo (Beispiel 29).

 

Die gestopften Töne

Die gestopften Töne kommen ausschließlich in Radouci-Partien zur Anwendung. Es gibt Befürworter und Gegner dieser Blastechnik. Die Argumente der Einen wie der Anderen können außer Betracht gelassen werden. Es geht auch nicht darum, es dem Konzerthorn gleich tun zu wollen, befassen wir uns doch lieber damit, wie man diese künstlichen gestopften Töne bekommt.

Man erhält sie, indem man die Hand mehr oder weniger tief in den Schallbecher bringt (stopft).

Alle Töne der chromatischen Tonleiter können in dieser Weise erzeugt werden. Allerdings setzt dies ein gutes musikalisches Gehör und reichliche Praxis voraus. Im Beispiel 30 sind die möglichen Stopftöne aufgeführt. Die mit einem schwarzen Punkt bezeichneten Noten müssen vollständig gestopft werden, die übrigen entsprechend der darüber gesetzten Anweisung ¼, ½, ¾. Letztere sind etwas leichter zu erzeugen. Durch das Stopfen wird die Tonstärke natürlich herabgesetzt, um das auszugleichen, muss man die Stopftöne etwas mehr betonen.

An dieser Stelle bedarf das Naturhorn-h- noch einer Erwähnung. Dieser Ton ist verhältnismäßig leicht durch 3/4- Stopfung zu treffen, und ergänzt sehr gut den Dominant -Akkord g-h-d.

Dieser Ton findet sich nie in Fanfarensätzen, jedoch in fast allen Musikstücken für Parforcehorn.

Das -b- kann ungestopft (leer) geblasen werden, (es gehört zur Naturtonreihe). Dieser Ton, es ist die Subdominante von - f -, verändert die Klangqualität (Tonalität) des Instrumentes und wird selten verwandt.

 

Gruppen und Vereinigungen

(Blasen im Ensemble)

Abgesehen von den Jagdfanfaren können die übrigen Fanfaren in zwei Kategorien eingeteilt werden: Fanfaren ohne Radouci und Fanfaren mit Radouci. Erstere sind oft von großer Schlichtheit, was ihnen aber nichts von ihrem Zauber nimmt. Bei den Zweiten, oft schon Kompositionen von größerer Länge, bewirkt der Radouci eine zusätzliche Verlängerung der Stücke.

Durch den wechselnden Einsatz musikalischer Gegensätze, wie Tempi und Lautstärke (piano/forte), kann man die Monotonie der Fanfaren durchbrechen. Der Vortrag solcher Stücke verlangt gute Bläser und eine peinlich genaue Beachtung der musikalischen Vorgaben.

Viele Stücke sind seit Jahrhunderten bekannt. Manche sind verhältnismäßig leicht und können auswendig gelernt werden. Andere mit höherem musikalischem Anspruch erfordern, um der Komposition gerecht zu werden, beim Einüben die Verwendung von Noten.

Es liegt in der Verantwortung des Übungsleiters, welche Stücke er auswählt. Er muss sich auch darüber im Klaren sein, ob die Voraussetzungen für eine Aufführung der einzelnen Partien, so wie diese vorgegeben sind, bestehen. Es ist nicht immer ratsam Stücke großer Schwierigkeit auszuwählen.

 

Zusammenstellung der Gruppen und Vereinigungen

(Stimmenmäßige Zusammensetztung)

In einer ausgeglichenen Gruppe sollte die Anzahl der Bläser gleicher Stimmen annähernd gleich groß sein. Insbesondere ist das bei den ersten, zweiten und vierten Stimmen wünschenswert. Die dritten Stimmen können etwas weniger sein, sollten aber dennoch ausreichend besetzt sein.
Eine gute Lösung ist es die Gruppe in Piano-Bläser (Radouci-Bläser) und Forte-Bläser (pleine Trompe- Bläser) aufzuteilen.
In der Piano-Gruppe ist jede Stimme nur mit einem Bläser besetzt. Die Forte-Gruppe kann zwei-, drei-, oder mehrfach besetzt sein, je nach Anzahl der Bläser.

Die Aufstellung der Bläser erfolgt am besten in zwei Reihen, die sich leicht nach hinten öffnen. Die Schallbecher zeigen dabei nach Innen. Für die Homogenität des Klanges ist es vorteilhaft so eng wie möglich zusammen zu stehen, aber nicht so eng, dass man sich gegenseitig behindert. Es ist darauf zu achten, niemals den Schallbecher des Vordermannes zu verdecken.

Die Aufstellung in V-Form hat sich bewährt. So groß die Gruppe auch sei, die Bläser werden in Reihe hintereinander aufgestellt, vorne die ersten Stimmen, hinten die Bässe. Die Aufstellung in Kreisform ist schlecht.

 

Das Einüben der Stücke

Nicht selten hört man:“Um ein guter Bläser zu sein, braucht man keine Notenkenntnisse“. Genauso könnte man sagen: „Ein guter Musiker braucht nicht blasen zu können, um eine gute Musik zu machen“.

Aber warum sollte ein Bläser nicht beides in sich vereinen können? Klar, wenn wir bei einer Aufführung im Ensemble blasen, blasen wir auswendig, und die Ausführung ist dennoch “musikalisch korrekt“. Aber zum Einüben der Stücke sind musikalische Grundkenntnisse sehr von Vorteil.

Die für die Parforcehorn-Musik erforderlichen Notenkenntnisse kann man sich in wenigen Stunden aneignen, sodass ein Bläser alsbald in der Lage ist eine Fanfare zu erarbeiten. Schwieriger wird es bei den Musikstücken mit Tempo, - Rhythmus - und Metrum-Wechsel, aber auch das ist eine Frage der entsprechenden Beschäftigung mit dieser Materie.

In den von mir geleiteten Gruppen hatte ich nie ausschließlich Bläser mit Musikkenntnissen. Aber vor Beginn der eigentlichen Übungsstunde widmete ich eine gewisse Zeit den musikalischen Grundlagen, beschränkt auf die Erfordernisse des Parforcehornes. Ich kann nur raten gleichermaßen zu verfahren, und ich versichere: es ist keine verlorene Zeit.

Ziel muss sein, dass der Bläser in der Lage ist die Notenliteratur seines Instrumentes zu lesen und beispielsweise ein -e- von einem -f- unterscheiden kann. Um ein Stück einzuüben, gibt es keinen anderen praktizierbaren Weg, als die ständige Wiederholung im Detail. Motiv für Motiv, Phrase für Phrase, ja Takt für Takt sind einzeln einzustudieren, bevor man es zusammen spielt. Eine Gruppe, welche diesen Rat unbeachtet lässt, kann niemals Perfektion erreichen. Mit der Interpretation eines Stückes will man doch der Intention des Komponisten möglichst nahe kommen. Das erfordert natürlich, dass man die entsprechenden Hinweise bezüglich der Dynamik, Tempi, Metrik, Rhythmus, Bindungen, Abwechslung der Stimmen usw. peinlich genau beachtet.

Es folgen einige für das Parforcehorn gebräuchliche Metronom-Zahlen (festgelegte Zeitmaße):
Largo: 48/50; Lento: 54/56; Andante: 60/64; Moderato 80/84; Allegretto: 100/104; Allegro-Fanfare: 108/116.

Bei der Besprechung des Ton de Venerie, wurde festgehalten, dass lediglich Motive im 6/8 - Takt und im Fanfaren- Tempo dafür geeignet sind. Allerdings müssen diese Verzierungen - Tayaut und Roulé- von allen (pleine Trompe-) Bläsern, wenn diese mehrfach besetzt sind, identisch ausgeführt werden können. Ist dies nicht der Fall, bleibt man besser beim Ton simple, so wie er eingangs besprochen wurde. Man kann dem eine besondere Note geben, indem man den „Doublé“ anwendet, d.h. wenn auf eine Viertelnote eine Achtelnote folgt, wird die Viertelnote in zwei Achtelnoten geteilt. Es resultiert daraus der Anschein eines Tayaut (Beispiel 4,5,6)

Lento- oder Moderatosätze im 6/8 oder 9/8 - Takt werden nur im Ton simple ausgeführt! Das Gleiche gilt für alle binären Taktarten (2/4; 3/4;4/4).

Zusammenfassend ist zu sagen: Der Jagdton hat, außer bei Jagdmotiven, in Konzertstücken nichts verloren!

 

Tongenauigkeit innerhalb des Ensembles

Es ist unverzichtbar innerhalb einer Bläsergruppe auf Tonreinheit und Tonübereinstimmung zu achten.

Wir wissen, das - ''f - ist ein wenig zu hoch, fast erreicht es das fis. Deshalb vermieden und vermeiden es die Autoren Stücke zu schreiben, in welchen dieses - f - lange angehalten werden muss. Bläser mit guten musikalischen Fähigkeiten und gutem Gehör, können diesen Ton durch entsprechende Ansatzänderung etwas herunterziehen. Aber nur mittels des Stopfens ist ein exaktes - f- zu erhalten, und man sollte diese Technik, dort wo es möglich ist, auch anwenden.

Auch das - h -, wie bereits in einem vorangegangenen Kapitel besprochen (Beispiel 30), kann man nur mit der Stopftechnik erzeugen. Bei der Anwendung der Stopftechnik muss man darauf achten die Hand nicht ständig im Schallbecher liegen zu lassen, da hierdurch auch die freien Töne eine andere Qualität bekommen. Die Hand ist nach dem Stopfen wieder vollständig zurückzuziehen. Gestopfte Töne werden generell nur von einem Horn ausgeführt. Sie kommen sowohl in Pianostellen als auch im Forte vor. Das - h - kann zu - g - in Akkord gesetzt werden, aber niemals das - b -.

In einem Ensemble müssen die Hörner, insbesondere die der ersten Stimmen, untereinander abgestimmt sein. Da die Hörner nicht immer vom gleichen Hersteller sind, kann die Stimmung und Tonqualität unterschiedlich sein. Besonders störend macht sich das bei den hohen Tönen bemerkbar.

Man kann dem Abhilfe verschaffen, indem man die Länge des Mundrohres ändert, oder einen Stimmzug einbaut. Ist ein Instrument zu tief, kann man es für die Tiefen Stimmen verwenden, dort macht sich das nicht so störend bemerkbar.

Eine regelmäßige Innenreinigung des Hornes mit heißem Wasser und einem geeigneten Reinigungsmittel, ist der Tonreinheit ebenfalls zuträglich. Ebenso sollte man das Mundstück regelmäßig reinigen, z.B. indem man eine dicke Kordel durchzieht. (einfacher und besser: Bürste geeigneter Größe, wie eine Laufreinigungsbürste oder Tabakpfeifenreiniger. Anm. d. Ü.)

Die aufgeführten Punkte sind für das Ensemble- Blasen wichtig und zu beachten.

 

Instrument und Mundstück

Tongenauigkeit, Tonreinheit und Klangqualität sowie eine gute handwerkliche Verarbeitung sind die Kennzeichen eines Parforcehornes guter Qualität. Abhängig von der Dimension des Überganges zwischen Stürze und Schallrohr, kennt man Hörner mit enger, mittlerer und weiter Mensur. Solche mit enger Mensur werden heutzutage nicht mehr hergestellt. Am meisten sind Hörner mittlerer Mensur in Gebrauch, diese sind universell einsetzbar und für alle Stimmen geeignet. Das Horn mit weiter Mensur hat ein großes Tonvolumen, erfordert aber mehr Atemkraft und wird deshalb nicht allen Bläsern gerecht. Es wird wegen seines vollen Klanges, besonders in den tiefen Tönen, von Bassbläsern bevorzugt. (Nicht zu verwechseln mit dem Basshorn, Trombe de basse, welches kein Jagdhorn im eigentlichen Sinne ist und von dem später die Rede sein wird)

Für die Wahl des Mundstückes gibt es keine feste Regel. Der Bläser muß selbst herausfinden welches Mundstück für ihn am besten geeignet ist. Im Allgemeinen ist ein Mundstück mit großem Kessel etwas schwieriger anzublasen (gibt aber den volleren Ton. Anm. d.Ü.) und umgekehrt.

Die Größe der Bohrung soll der physischen Kraft des Bläsers angepasst sein. Auch hier ist eine mittlere Größe das Beste. Eine zu weite wie auch eine zu enge Bohrung haben den gleichen Fehler: Es leidet die Tonqualität.

Mundstücke mit abgerundetem Rand sind solchen mit flachem Rand vorzuziehen, da diese auf den Lippen einen stabileren Ansatz gewährleisten. Scharfrandige sollte man meiden. Die Bassisten verwenden fast immer Mundstücke mit größerem Kessel und größerer Bohrung.

 

Basshorn - Kontrabasshorn

Das Basshorn (Trombe basse)- von manchen Bläsern in Unkenntnis auch Kontrabasshorn genannt - hat denselben Tonumfang und Stimmung wie das normale Parforcehorn, nur hat es eine wesentlich weitere Mensur. Geblasen wird es mit einem hierfür besonders geeigneten Mundstück. Die damit erzeugten Töne sind von großem Volumen, der Nachteil besteht darin, dass es für schnellere Tonfolgen zu schwerfällig ist.

 

Das Kontrabasshorn (Trompe contrebasse) hat die gleiche Mensur wie das Basshorn, jedoch ein viel längeres Schallrohr. Es klingt eine Oktave tiefer. Schnelle Tonfolgen sind mit diesem Instrument kaum möglich.

Diese Hörner sind in keiner Weise zur Begleitung von Jagdfanfaren (Jagd-Trio) geeignet. In konzertanten Stücken können sie, unter gewissen Vorbehalten, effektvoll eingesetzt werden.

Man sollte die Kontrabasshörner nicht grundsätzlich ablehnen bevor man die musikalischen Möglichkeiten, die dieses Instrument für ein Ensemble bietet, kennengelernt hat. Es wäre jedoch irrig, die unverzichtbaren Basshörner durch solche Instrument ersetzen zu wollen. Diese Instrumente sind Spezialinstrumente und sind nur für bestimmte Musikstücke erforderlich. Es wäre das Beste zu Gunsten der normalen gewöhnlichen Bässe ganz auf diese Instrumente zu verzichten.

Zusätzliche Instrumente. Ich hatte einige Male Gelegenheit Gruppierungen zu hören, die auch Kastagnetten, Triangel, oder Trommeln einsetzen ; ich glaube jedoch nicht, dass solche Instrumente in einer Bläsergruppe angebracht sind.

 

Bläserwettbewerbe

In der Musik, wie beim Sport, sind Wettbewerbe ein die Leistung steigerndes Stimulans, das Parforcehorn macht in dieser Hinsicht keine Ausnahme. Die Teilnahme an Wettbewerben erfordert auf der Suche nach Perfektion regelmäßiges Üben mit oftmaligen Wiederholungen. Auf jeden Fall sind diese Vorbereitungen geeignet das Niveau einer Bläsergruppe anzuheben.

Es gibt zwei Kategorien von Wettbewerben: reine Jagdhorn-Wettbewerbe für Jagdfanfaren und musikalische Wettbewerbe, bei denen für Parforcehorn gesetzte Musikstücke vorgetragen werden.

Jagdhorn-Wettbewerbe gibt es für Solo,- Duo- und Trio-Vortrag. Diese Vortragsweise entspricht auch dem eigentlichen Charakter und dem ursprünglichen Sinn des Instrumentes.

Von den Juroren muss verlangt werden, dass sie das Instrument und die verschiedenen Vortragsmöglichkeiten genau kennen. Es dürfte auch für Juroren, die keine Musiker sind und keine Partitur lesen können, schwierig sein ein Urteil abgeben zu können.

Ein Dirigent ist nicht unbedingt erforderlich, kann jedoch für eine saubere Aufführung von Nutzen sein, insbesondere dann, wenn die Gruppe sehr zahlreich ist. In anderen Orchestern wird dessen Anwesenheit nicht in Frage gestellt, warum sollte es für das Parforcehorn anders sein, wenn es doch zunehmend sein musikalisches Betätigungsfeld erweitert.

Abschließend wünsche ich meinen lieben Bläserkameraden viel Erfolg auf dem Weg zur Virtuosität.

 

Oktober 1936

J. Cantin - (ehem.Direktor u. Solist der Division d'excellence Paris)

 

 

Musikalischer Teil

Etendue de la Trompe: Tonumfang des Hornes (Naturtöne)

Ton simple: Melodie wird ausgeführt wie notiert („einfacher Ton“, U wird Ü ausgesprochen)

Doublé: Die Viertelnote wird in zwei Achtelnoten geteilt („gedoppelt“)

Roulé obligatoire: Roulé-Technik muß angewandt werden (Tü-Lü-Lü)

Roulé facultatif: Roulé-Technik kann angewandt werden.

Tayaut obligatoire: Jagd-Ton muß angewandt werden

Tayaut facultatif: Jagd -Ton kann angewandt werden

Comparison sur un meme motif: Vergleichende Darstellung der Ausführungsmöglichkeiten bei gleichem Motiv

Autres notes d'agrément: Andere Möglichkeiten musikalischer Verzierungen

Ton de Véneri dans la Fanfare: Jagd-Ton bei Fanfaren (Beispiele: Der Fuchs ist im Bau, Jägermarsch, das Wild ist im Wasser)

Accords des deuxiemes Trompes: Begleitakkorde für die zweiten Hörner

Tons de Basse: Begleittöne für die Bass-Stimme

 

Radouci: feststehender Begriff für Piano-Lento-Stücke (radoucir=mildern, besänftigen)

Coup de langue ternaire: Triolenzunge

Sons bouchés: Gestopfte Töne

 

Die Jagdfanfaren

Die traditionellen Jagdfanfaren wurden sowohl schriftlich, als auch durch Weitergabe von Generation zu Generation überliefert.

Im Folgenden werden die derzeitigen Interpretationen dieser Fanfaren wiedergegeben. Die auf Dampièrre zurückgehenden Fanfararen wurden aus den Originalschriften entnommen, die bereits zu dessen Lebzeiten erschienen sind. (Dons des Enfants de Latone / Le Lois de la Chasse von Serré de Rieux 1734). Zu Grunde gelegt wurde auch eine Sammlung, die von einem seiner Schüler nach dessen Tod veröffentlicht wurde und eine identische Notierung aufweist. (Cote VM7-4614 Biblioth. nationale) Diese Fanfaren wurden originalgetreu übernommen.

Einige Fanfaren erfuhren im Laufe der Zeit eine gewisse Modifikation, ohne aber deren eigentlichen Charakter zu verändern. Fallweise wurde dann die authentische Version beigefügt.

Le Départ Du Rendevous: Aufbruch zur Jagd (vom Treffpunkt)

La Vue: Das gejagde Wild wird ansichtig

Le Lancé: Das Wild ist hochgemacht

La Plaine: Das Wild ist auf freiem Feld (auf der Ebene)

Le Debuché: Das Wild verläßt seinen Einstand

Le laissé - Courre Royal: Wird geblasen wenn das Wild angejagd wird

Le vol Ce- l'Est: Die Fährte des zu jagenden Wildes ist gefunden

Les Animaux En Compagnie: Das gejagde Wild hat sich unter das Rudel gemischt

Le Changement De Foret: Das Waldrevier wird gewechselt (Wild flüchtet in andere Abteilung?)

Le Bat-L'Eau: Das Wild hat sich im Wasser gestellt, ist ins Wasser geflüchtet

La Sorti De L'Eau: Das Wild hat das Wasser wieder verlassen

L'Hallali Sur Pied: Das Wild hat sich gestellt und ist noch auf den Läufen

L'Hallali Par Terre: Das Wild hat sich gestellt und niedergetan

La Currée: Die Hunde werden genossen gemacht

La Retraite Prise: Die Jagd war erfolgreich

La Retraite Grace: Die Jagd wurde beendet ohne das Tier zu töten („begnadigt“)

La Retraite Manqué: Die Jagd war erfolglos

Le Retour De La Chasse ou la Rambouillet: Rückkehr von der Jagd

La Rentrée Au Chateau: Rückkehr zum Schloß

La Rentrée Au Chenil: Die Rückkehr der Hunde (werden in den Zwinger gebracht)

L'Adieu des Maitres: Abschied der Meister( der Jagd -Equipage)

L'Adieu Des Piqueures: Abschied der Piköre (Berufsjäger der Jagdequipage)

Les Adieux De La Foret De Paimpont: Abschied vom Wald von Paimpont

Le Bonsoir Des Chasseurs: Gute Nacht der Jäger

 

Klassische Fanfaren

Le Point De Jour: Am frühen Morgen ( Sonnenaufgang)

La Dampièrre: Ehrenfanfare für Marquis de Dampièrre (Oberster Jägermeister bei Ludwig XV.)

Les Honneurs (du Pied):Wird geblasen wenn die vom erlegten Wild abgetrennten Läufe als Ehrengabe verteilt werden

La Marche de Venerie: Jägermarsch

Le Nouveau Depart: Erneuter Aufbruch zur Jagd

La Fanfare de St. Hubert: Hubertusfanfare

Le Terré du Renard: Der Fuchs ist im Bau

 

Tier - Fanfaren

(werden geblasen bei ansichtig werden des Wildes)

Le Daguet, (première Tete): Der Spießer

La Discrète (deuxième Tete): Der Gabler

La Dauphine (troisième Tete): Der Sechserhirsch

Fanfare Du Roi ( quatrième Tete): Hirsch mit acht Enden

Bourbon (quatrième Tete): gleiche Bedeutung (?)

Le Dix Cors Jeunement: junger Hirsch mit zehn Enden

Le Dix Cor ou La Royale: Der alte Zehnerhirsch(und mehr)

La Tete Bizarde: Hirsch mit abnormer Geweihbildung

La Biche: Das Alttier

Le Blaireau: Der Dachs

Le Chevreuil: Das Reh , Der Rehbock

Le Chevreuil de Bourgogne: Der Burgunder Rehbock (Signal in Burgund?)

Le Lievre: Der Hase

Le Loup: Der Wolf

Le Louvart: Der junge Wolf

Le Renard: Der Fuchs

Le Sanglier: Das Wildschwein