Der Hornbrief Januar 2024 - Teil 2: Auswahl des Mundstückes
Neue Bläser benötigen Hörner und Mundstücke, aber auch die Lippenphysiognomie kann sich im Laufe des Bläserlebens ändern. Muskeln können sich entwickelt haben, die eine andere Größe des Mundstückes erfordern. Oder man will sich „verbessern“ mit einem neuen Horn oder Mundstück.
Im ersten Teil - Hornbrief Dezember 2023 - habe ich mit der Auswahl der Hörner beschäftigt.
Was ist nun zu beachten bei der Auswahl der Mundstücke?
Auswahl des Mundstückes
Das Mundstück ist das Bindeglied zwischen Bläser (Lippen) und Horn. Es kommt ihm damit eine wesentliche Funktion zu was Tonfarbe, Tonqualität, Sicherheit, aber auch Ausdauer betrifft. Es sollte „bequem“ sein (breiter Rand) und die notwendige Abdichtung der Luft bewirken, muss aber dem Bläser auch Flexibilität beim Spiel erlauben (schmaler Rand).
Das standardmäßig mitgelieferte Mundstück ist zumeist ein Durchschnitt, der zwar vielen Bläsern passt, aber auch mit anderer Auswahl verbessert werden kann.
Während vor einigen Jahrzehnten bei den Fürst-Pless-Hörnern noch Mundstücke mit sehr flachem Kessel üblich waren, wird heutzutage in der Regel ein eigentlich für das Flügelhorn gedachtes Mundstück mit tiefem Kessel verwendet. Da unser Horn mit seiner Mensur eher dem Flügelhorn ähnelt (und weniger der Trompete oder Fanfare) eignet sich dieses Mundstück sehr für große Klangfülle und einen etwas wärmeren Klang, außerdem haben solche Mundstücke mit großem Kessel und großer Bohrung Vorteile für die Tonstabilität und Klangqualität (die früher gebräuchlichen Mundstücke sind sehr scharf im Ton!) (Flügelhornmundstücke sind häufig erkennbar an einer Kennzeichnung „FL“, während andere Typenbezeichnungen häufig herstellerspezifisch sind).
Preislich sehr günstige Flügelhornmundstücke gibt es z.B. von der Firma GEWA, diese nennen sich z.B. "GEWA-CUP Flügelhorn 5C" (deutscher Schaft) und sind über Amazon oder Thomann.de zu beziehen. Preislich liegen diese bei ca. 16.- € (plus Versand).
Mundstücke werden heutzutage meist mit Edelmetallen überzogen (versilbert, vergoldet). Durch diese Oberflächenveränderung wird eine Oxidation durch Schweiß oder Speichel vermieden, außerdem entfallen allergische Reaktionen und ein „Messinggeschmack“.
Für den Außeneinsatz auf Jagden, vor allem in der kalten Jahreszeit bietet sich ein Mundstück mit Kunststoffrand an – es schont die Lippen. Die Tonqualität eines Metallmundstückes wird dadurch aber nicht ganz erreicht.
Die Auswahl beim Parforce-Es-Horn ist ungleich schwieriger, da die Vielfalt an Modellen sehr groß ist und heutzutage oft Waldhornmundstücke zum Einsatz kommen. Noch mehr als beim Pless-Mundstück entscheiden hier „Passung“ zum Klangstil der Gruppe und die persönlichen Erfordernisse der Bläser.
Was beeinflusst was?
(Grafiken mit freundlicher Genehmigung von Josef Klier GmbH & Co. KG Mundstücke in Diespeck)
Kleine Mundstücke erleichtern etwas die Höhe, engen aber den Raum zum Spielen und die Flexibilität ein (und erschweren vielen Bläsern das Blasen in der Tiefe. Je flacher der Kessel, desto leichter kommt man in die Höhe, desto schärfer wird aber auch der Klang.
Kesseldurchmesser:
Der notwendige Durchmesser wird weitgehend von der Lippen- und Mundphysiognomie (Kiefer-, Zahnstellung, Muskulatur) definiert. Dieser muss so groß gewählt werden, dass die Lippe im Mundstück frei schwingen kann. |
Kesselform:
Sehr flache Kessel erzeugen sehr harte, scharfe Töne (eher für den Solo-Bläser), eignen sich aber gut für Bläser mit schmalen Lippen. Mit diesen Mundstücken sind eher hohe Töne zu erreichen. | |
Mittlere Kessel haben das größtmögliche Klangspektrum und sind für die meisten Bläser geeignet. Der Ton ist in der Regel hell und klar | |
Tiefe Kessel erzeugen einen satten, vollen, meist etwas weicheren Ton |
Mundstückrand:
Ein breiter Rand ermöglicht bequemes, ausdauerndes Blasen, schränkt aber die Beweglichkeit der Lippen ein (und damit die Möglichkeit schneller Tonwechsel). Bläser mit starken Lippen sollten eher breitere Ränder auswählen. | |
Schmale Ränder ermöglichen dagegen große Beweglichkeit (und damit schnelle Tonwechsel) und alle Zungentechniken. Sie erfordern aber mehr Kraft der Lippenmuskulatur, da ein geringer Lippenbereich den gleichen Tonschluss erreichen muss. |
Bohrung
Die Weite der Bohrung bestimmt die mögliche Lautstärke. Sie sollte stets so groß gewählt werden, wie es das Leistungsvermögen des Bläsers zulässt. Zu enge Bohrungen setzen dem Bläser zu viel Druck entgegen, das Blasen wird schwer. Zu weite Bohrungen würden aber Bläser mit weniger Luftvolumen überfordern und ständiges Luftholen bedingen.
Die Weite der Bohrung bestimmt die mögliche Lautstärke. Sie sollte stets so groß gewählt werden, wie es das Leistungsvermögen des Bläsers zulässt. Zu enge Bohrungen setzen dem Bläser zu viel Druck entgegen, das Blasen wird schwer. Zu weite Bohrungen würden aber Bläser mit weniger Luftvolumen überfordern und ständiges Luftholen bedingen. |
Auswahl des Mundstücks
|
Martin Geyer