Der Hornbrief August 2024 - Ansatztechniken bei Blechbläsern
Blechblasinstrumente wie Trompete und Waldhorn erfordern spezifische Ansatztechniken, die den Klang und die Spielbarkeit maßgeblich beeinflussen. Der Ansatz bezieht sich auf die Art und Weise, wie der Musiker die Lippen an das Mundstück setzt und wie der Luftstrom kontrolliert wird. In diesem Artikel werden die Ansatztechniken für Trompete und Waldhorn detailliert beschrieben und verglichen, einschließlich Übungen zur Verbesserung der Technik und der Bedeutung der Atemstütze für den Ton.
[da die Literatur doch mehr Informationen über Trompete und Waldhorn hat, habe ich diese Instrumente gewählt – als Ersatz für unser Fürst-Pless-Horn und unser Parforcehorn]
Ansatztechniken bei Blechbläsern: Ein Vergleich von Trompete (Fürst-Pless) und Waldhorn (Parforcehorn)
Siehe auch:
https://trompete-spielen-lernen.de/ansatz/
Allgemeine Grundlagen des Ansatzes
Der Ansatz ist entscheidend für die Tonproduktion bei Blechblasinstrumenten. Er beeinflusst die Klangqualität, Intonation, Ausdauer und Flexibilität des Spielers. Unabhängig vom Instrument besteht der Ansatz aus folgenden grundlegenden Komponenten:
1. Lippenposition: Die Lippen sollten gleichmäßig im Mundstück positioniert sein, um eine gleichmäßige Schwingung zu gewährleisten.
2. Mundstückdruck: Der Druck des Mundstücks auf die Lippen sollte minimal sein, um Muskelverspannungen und Ermüdung zu vermeiden.
3. Zungenposition: Die Zunge steuert den Luftstrom und die Artikulation. Ihre Position variiert je nach Register und Dynamik.
Wie unterscheiden sich jetzt aber die Ansätze je nach Instrument:
Trompete
Der Trompetenansatz zeichnet sich durch seine relative Kompaktheit und Präzision aus. Hier sind die wesentlichen Aspekte:
1. Lippenposition und Mundstückgröße: Die Trompete hat ein vergleichsweise kleines Mundstück, das eine präzise Lippenposition erfordert. Die Oberlippe übernimmt die Hauptarbeit bei der Tonerzeugung, während die Unterlippe die Schwingung unterstützt. Die Lippen sollten fest, aber nicht verspannt sein, um eine saubere und stabile Tonproduktion zu gewährleisten.
2. Zungenposition und -einsatz: Die Zunge spielt eine wichtige Rolle bei der Artikulation und Kontrolle des Luftstroms. Für höhere Register wird die Zunge in eine höhere Position gebracht, um den Luftstrom zu beschleunigen. Bei der Artikulation verwenden Trompeter oft die Technik des „Single Tonguing“, „Double Tonguing“ oder „Triple Tonguing“ für schnelle Passagen.
3. Embouchure-Training: Trompeter trainieren ihre Muskulatur durch spezielle Übungen, um die Ausdauer und Flexibilität zu erhöhen. Lippenübungen und Mundstückblasen sind gängige Methoden. Übungen wie „Lange Töne“, „Flexibilitätsetüden“ und „Lippenstaccato“ helfen, die Kontrolle und Präzision des Ansatzes zu verbessern.
Übungen zur Verbesserung der Trompetentechnik
1. Lange Töne: Das Spielen von langen Tönen bei verschiedenen Lautstärken und in unterschiedlichen Registern hilft, den Ansatz zu stabilisieren und die Atemkontrolle zu verbessern. Diese Übung fördert die Ausdauer und die Fähigkeit, einen gleichmäßigen Ton zu halten.
2. Flexibilitätsetüden: Übungen wie die „Clark Studies“ oder „Lip Slurs“ trainieren die Flexibilität und helfen, geschmeidige Registerwechsel zu meistern. Diese Übungen erfordern eine präzise Lippenkontrolle und fördern die Beweglichkeit der Lippen.
3. Lippenstaccato: Das Spielen von Staccato-Passagen mit einem Fokus auf präzise und saubere Artikulation. Diese Übung stärkt die Zungenmuskulatur und verbessert die Kontrolle über die Tonproduktion.
4. Mundstückblasen: Regelmäßiges Üben nur mit dem Mundstück ohne das Instrument hilft, die Lippenmuskulatur zu stärken und den Fokus auf die Tonproduktion zu legen.
Waldhorn
Das Waldhorn stellt aufgrund seines großen Mundstücks und seiner engen Rohrführung spezifische Anforderungen an den Ansatz:
1. Lippenposition und Mundstückgröße: Das größere Mundstück des Waldhorns erfordert eine breitere Lippenposition. Beide Lippen tragen gleichermaßen zur Tonproduktion bei. Die Lippen müssen flexibel sein, um die weiten Registerwechsel zu bewältigen. Das Zentrum der Lippen sollte dabei fest, aber die Ränder entspannt sein, um eine gleichmäßige Schwingung zu ermöglichen.
2. Zungenposition und -einsatz: Die Zunge wird bei tiefen Tönen tiefer und bei hohen Tönen höher positioniert. Eine schnelle und präzise Zungenarbeit ist entscheidend für klare Artikulation. Waldhornisten nutzen oft Techniken wie „Legato Tonguing“ und „Staccato Tonguing“ sowie „Double Tonguing“ und „Triple Tonguing“ für schnelle Passagen.
3. Embouchure-Training: Waldhornisten verwenden Übungen zur Stärkung der Lippen- und Gesichtsmuskulatur. Flexibilitätsübungen und lange Töne sind besonders wichtig, um die Kontrolle über die verschiedenen Register zu behalten. Übungen wie „Bending“ (das absichtliche Verbiegen von Tönen) und „Lippentriller“ verbessern die Beweglichkeit und Kontrolle der Lippen.
Übungen zur Verbesserung der Waldhorntechnik
1. Flexibilitätsübungen: Übungen wie „Lip Slurs“ und „Bending“ helfen, die Beweglichkeit und Kontrolle zu verbessern. Diese Übungen trainieren die Fähigkeit, zwischen den Registern zu wechseln und die Intonation zu kontrollieren.
2. Lange Töne: Das Spielen von langen Tönen bei unterschiedlichen Dynamiken verbessert die Atemkontrolle und die Stabilität des Ansatzes. Diese Übung ist besonders nützlich, um die Ausdauer zu steigern und die Qualität des Tons zu verbessern.
3. Lippentriller: Diese Übung hilft, die Feinmotorik und die Präzision der Lippenbewegungen zu verbessern. Sie ist besonders nützlich für das Spielen schneller Passagen und die Kontrolle über die Intonation.
4. Mundstückblasen: Das Üben nur mit dem Mundstück stärkt die Lippenmuskulatur und fördert eine bessere Kontrolle über den Ton. Es hilft auch, den Ansatz zu stabilisieren und die Effizienz der Tonproduktion zu erhöhen.
Bedeutung der Atemstütze
Die Atemstütze spielt eine zentrale Rolle bei allen Blechblasinstrumenten. Sie bezeichnet die Kontrolle des Luftstroms durch die Atemmuskulatur, insbesondere das Zwerchfell und die Bauchmuskulatur. Eine gute Atemstütze sorgt für einen gleichmäßigen, kontrollierten Luftstrom, der für die Tonproduktion unerlässlich ist. Hier sind einige wichtige Aspekte der Atemstütze:
1. Kraft und Ausdauer: Eine starke Atemmuskulatur ermöglicht es dem Musiker, längere Phrasen ohne Erschöpfung zu spielen und eine gleichmäßige Klangqualität beizubehalten.
2. Tonqualität: Durch die Kontrolle des Luftstroms kann der Musiker die Klangfarbe und Dynamik des Tons beeinflussen. Eine stabile Atemstütze führt zu einem vollen, resonanten Klang.
3. Intonation: Eine gleichmäßige Atemstütze hilft, die Intonation zu stabilisieren, besonders in den höheren und tieferen Registern.
4. Artikulation: Die Atemstütze unterstützt auch die Zungenarbeit bei der Artikulation. Ein kontrollierter Luftstrom ermöglicht präzise und klare Artikulationen, sei es bei Legato, Staccato oder anderen Techniken.
Übungen zur Verbesserung der Atemstütze
1. Atemübungen: Tiefe Atemzüge nehmen und den Atem langsam und kontrolliert ausströmen lassen. Diese Übung stärkt das Zwerchfell und die Bauchmuskulatur.
2. Lange Töne: Das Spielen von langen Tönen bei verschiedenen Lautstärken hilft, die Atemkontrolle zu verbessern und die Ausdauer der Atemmuskulatur zu erhöhen.
3. Phrasenübungen: Längere musikalische Phrasen spielen und dabei den Atemfluss gleichmäßig halten. Dies verbessert die Fähigkeit, den Luftstrom über längere Zeiträume zu kontrollieren.
4. Blasübungen: Übungen wie das Blasen gegen einen Widerstand (z.B. durch eine dünne Röhre) können helfen, die Atemmuskulatur zu stärken und die Kontrolle über den Luftstrom zu verbessern.
Techniken der Artikulation
Legato Tonguing
Legato Tonguing ist eine Artikulationstechnik, bei der die Töne sanft und fließend miteinander verbunden werden. Die Zunge berührt dabei kaum das Mundstück, und der Luftstrom bleibt kontinuierlich. Dies ermöglicht eine weiche, fließende Tonfolge. Eine typische Übung für Legato Tonguing könnte so aussehen:
1. Spiele eine aufsteigende Tonleiter (z.B. C-D-E-F-G) und achte darauf, dass die Töne nahtlos ineinander übergehen.
2. Verwende dabei eine leichte Zungenbewegung, um die Töne zu trennen, ohne den Luftstrom zu unterbrechen.
Staccato Tonguing
Staccato Tonguing ist das Gegenteil von Legato. Hierbei werden die Töne kurz und präzise abgesetzt, indem die Zunge den Luftstrom kurzzeitig unterbricht. Eine typische Übung für Staccato Tonguing könnte so aussehen:
1. Spiele eine aufsteigende Tonleiter (z.B. C-D-E-F-G) und achte darauf, dass die Töne klar und kurz getrennt sind.
2. Verwende dabei eine schnelle Zungenbewegung, um den Luftstrom bei jedem Ton zu unterbrechen.
Double Tonguing
Double Tonguing ist eine Technik, die verwendet wird, um schnelle Passagen zu artikulieren, die mit einfachem Zungenschlag (Single Tonguing) schwer zu bewältigen wären. Dabei werden zwei Zungenbewegungen abwechselnd verwendet: „ta-ka, ta-ka“. Eine typische Übung für Double Tonguing könnte so aussehen:
- Spiele eine schnelle Tonfolge (z.B. C-D-E-F-G) und verwende dabei die Silben „ta-ka“ abwechselnd für jeden Ton.
- Beginne langsam und steigere allmählich das Tempo, um die Kontrolle über die Zungenbewegungen zu verbessern.
Triple Tonguing
Triple Tonguing ist ähnlich wie Double Tonguing, jedoch mit drei Zungenbewegungen: „ta-ta-ka, ta-ta-ka“. Diese Technik wird verwendet, um sehr schnelle Passagen zu artikulieren. Eine typische Übung für Triple Tonguing könnte so aussehen:
- Spiele eine schnelle Tonfolge (z.B. C-D-E-F-G) und verwende dabei die Silben „ta-ta-ka“ abwechselnd für jeden Ton.
- Beginne langsam und steigere allmählich das Tempo, um die Kontrolle über die Zungenbewegungen zu verbessern.
Spezifische Übungen zur Ansatzverbesserung
Lip Slurs
Lip Slurs sind Übungen, bei denen der Spieler zwischen verschiedenen Tönen wechselt, ohne das Mundstück zu verändern oder die Ventile zu betätigen. Sie trainieren die Flexibilität und Kontrolle der Lippen. Ein typisches Beispiel für eine Lip Slur Übung:
- Beginne auf einem Grundton (z.B. C).
- Gleite zu einem höheren Ton (z.B. G).
- Kehre zum Grundton zurück.
- Wiederhole diese Bewegung mehrfach.
Ein Lip Slur in Notation könnte folgendermaßen aussehen:
c-e-c-g-c-c‘
Range Studies:
Übungen, die sich auf die Erweiterung des Tonumfangs konzentrieren, helfen Posaunisten, die Kontrolle über die verschiedenen Register zu verbessern. Diese Studien erfordern eine starke Lippenkontrolle und fördern die Beweglichkeit der Lippen.
- Beginne mit einem Grundton (z.B. C).
- Spiele eine aufsteigende Skala bis zum höchsten Ton, den du sauber spielen kannst.
- Kehre zur Ausgangstonlage zurück.
Eine Range Study Übung könnte so notiert werden:
C - D - E - F - G - A - H - C' - H - A - G - F - E - D - C
Doodle Tonguing:
Doodle Tonguing ist eine spezielle Artikulationstechnik, die besonders bei Jazzposaunisten beliebt ist. Sie ermöglicht eine schnelle, flüssige Artikulation, die an das Zungenrollen erinnert. Übungen zur Entwicklung dieser Technik:
- Spiele eine Tonleiter und nutze dabei die Zunge, um jeden Ton leicht anzustupsen, als würdest du „doodle“ sagen.
- Variiere das Tempo, beginnend langsam und dann schneller werdend.
Eine Übung für Doodle Tonguing könnte so aussehen:
C - D - E - F - G - A - B - C' (jeder Ton wird mit einem sanften Zungenstoß artikuliert)
Zusammenfassung
Der Ansatz bei Blechblasinstrumenten ist entscheidend für die Klangqualität und Spielbarkeit. Trompeter und Waldhornisten haben spezifische Anforderungen an ihren Ansatz, die auf die Bauweise und das Spielverhalten ihrer Instrumente zurückzuführen sind. Übungen wie Lip Slurs, Range Studies und Doodle Tonguing helfen, die technischen Fähigkeiten zu verbessern und die Kontrolle über das Instrument zu erhöhen. Eine gute Atemstütze ist dabei unerlässlich, da sie den Luftstrom kontrolliert und somit die Grundlage für einen stabilen, resonanten Ton bildet. Durch regelmäßiges und gezieltes Training kann jeder Blechbläser seine Technik optimieren und seine musikalischen Fähigkeiten erweitern.
Martin Geyer