Der Hornbrief März 2022 - Das Posthorn
Kurz zur Geschichte des Posthorns aus Wikipedia:
"Lange bevor es eine organisierte Post gab, nutzte man im frühen Mittelalter das Horn als Signalinstrument. Metzger bliesen vor der Abfahrt zum Viehkauf in Tierhörner, die von geschlachteten Rindern stammten. Damit signalisierten sie, dass sie bereit waren, Briefe auf ihren Fahrten mitzunehmen (siehe auch: Metzgerpost).
Die ersten Hörner aus Metall wurden Anfang des 15. Jahrhunderts gefertigt. Bereits seit dem 16. Jahrhundert trugen die Postreiter und seit der Einführung der Postkutsche im 17. Jahrhundert die Postillone ein solches Horn bei sich, mit dem sie Abfahrt und Ankunft der Post ankündigten. Dies übernahm die von der Familie Taxis betriebene Habsburger Post und die spätere Kaiserliche Reichspost. Die Familie Taxis erreichte für das Blasen des Posthorns eine Privilegierung, wie auch für die gesamte Postbeförderung. Im Jahr 1507 wurde ihnen die alleinige Verwendung des Posthorns zugebilligt, woraus sich dann ein Markenzeichen entwickelte. Postillone brauchten keinen Wegzoll zu entrichten.
[Hier gab es jahrzentelangen Streit, vor allem mit den Metzgersposten, die sich die Verwendung nicht abnehmen lassen wollten]
Unterwegs nutzte der Postillon als Fahrer der Postkutschen das Posthorn (ähnlich wie der heutige Autofahrer die Hupe), um andere Verkehrsteilnehmer vor der herannahenden Kutsche zu warnen bzw. um sie aufzufordern, Platz zu machen, da die Postkutsche Vorrang besaß. Auch das Öffnen der Stadttore und Bedarfsankündigung auf den Relaisstationen zum Pferdewechsel wurden mit unterschiedlichen Signalmelodien bereits vor Ankunft mitgeteilt. Diese bestanden in der Regel aus den 3., 4., 5. und 6. Naturtönen."
Man kann feststellen, dass es DAS Posthorn so nicht gab. So wurden je nach Zeit, Land und Region unterschiedliche Hörner (teilweise auch militärische Signaltrompeten und nachgewießenermaßen auch Jagdhörner) verwendet. In Frankreich setzten sich die Hörner gar nicht durch und die Postillione gaben mit Peitschenknallen von ihrer Anwesenheit Kenntnis. Am deutlichsten wurde das Posthorn in der deutschen Reichspost reglementiert.
Während anfangs es genügte, dass bei Ankunft der Post "so weit man es hören kann" vier oder fünf mal in das Horn gestossen wurde [Das Jagdhorn, Flachs, 1994], wurden vor allem mit zunehmender Geschwindigkeit (Postkutschegespanne bis 20 km/h) mehrere Signale, vor allem Ausweichsignale notwendig.
Das deutsche Reichsposthorn, ein vierwindiges kreisrundes Horn in vier Fuß Länge, stand in Es. Dieses Horn mit einem Korpus-Durchmesser von 17 cm und einer Schalltrichteröffnung von 11 cm ist ein Kornett, dass heisst es bleibt in seinem Hauptrohrteil zylindrisch und ist nur im Bereich des Schallbechers stark konisch wie ein Flügelhorn. Deshalb entspricht der Klang dem der Trompete, weshalb es eine zeitlang die dreiwindige Posttrompete gab. Deren Klang war aber nicht schmetternd genug, weshalb man ab 1866 an nur noch die kreisrunde Form zuließ. Diese war auch dreiwindig und in Es gestimmt mit dem Tonumfang von Altinstrumenten c - e - g - c (nicht wie beim Plesshorn!). Außer beim Ehrenposthorn gab es keine Ventile bei diesem, auch Stopfen wurde nicht praktiziert, wenn auch teilweise Bohrungen in die Wandung gemacht wurden um den Tonumfang zu erweitern!
Die Blütezeit begann um 1820 mit dem Aufkommen der Eilposten, jetzt wurden landesweit (in jedem Land eigene!!!) amtliche Posthornsignale (bis zu 12 verschiedene ausgefeilte Signale) eingeführt. Während anfangs ausführlich und viele Signale beherrscht werden mussten, stellte sich später heraus, dass viele Postillione diese trotz Strafandrohung nicht beherrschten und so beschränkte man sich ab 1853 auf drei Signale "Vor der Abfahrt", "beim Ausweichen" und "vor der Anfahrt".
Ein Pfarrer Gerber von Waldfischbach erreichte dann 1903 mit einer Klage gegen Ruhestörung (!!!), dass nurmehr am "Signalamt" und "in mäßigem Ton" geblasen werden dürfe und die Oberpostdirektion verfügte, dass nur noch ein eintaktiges Signal geblasen wird.
Aufgrund der stetigen Übernahme des Transports von Bahn (und später Automobil) wurde noch im gleichen Jahr die Zurückziehung aller Hörner der verbliebenen 4417 Postillione angefordert und damit ein komplettes Einstellen der Signalmusik. Lediglich ist noch heute östereichischen und schweizerischen Postomnibussen ein Signal durch das elektrische Horn geblieben, die ersten vier Töne der Melodie für "jede Dienstpost".
Martin Geyer
(Literatur: Das Jagdhorn, Flachs, 1994, Grafiken aus Preuss, Donald, Signalinstrumente)