Der Hornbrief Oktober 2021 - Vita Anthelme Devert

Hallo, liebe Leser,

anbei die Biographie, des im August-Hornbrief "eingeführten französischen Trompe-Bläsers und Komponisten Anthelme Devert. Das Original findet sich in Handschrift auf der Homepage www.a-devert.com.

Unser geschätzter Freund und Bläserkollege Peter Aumann, Quakenbrück, vom „Stapelfelder Parforce Ensemble“ hat dies ohne Verzug mit viel Engagement übersetzt und stellt dies uns im Folgenden zur Verfügung.

Vielen Dank für deine Arbeit und das Engagement!

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Biographie Anthelme Devert (1899 – 1981)

(Foto: Anthelme Devert im Jahre 1936, bei sich zu Hause)
10. Mai 1899 Geburt von Anthelme Devert in Montluel, in der Nähe von Lyon. Er ist das jüngste von vier Kindern des Juweliers und Uhrmachers Lucien Devert und Laurence Marin. Sein Vater blies die Trompe und war Dirigent der „Ralley aux loups“ in Montluel. Nachdem sein Vater und sein älterer Bruder die Musiktheorie erlernt hatten, begannen sie das Waldhorn zu erlernen.

Es folgte eine erste Anstellung in Montluel. Während dessen wohnte er in Halbpension im Collège St. Louis wo er sein Reifezeugnis erwarb. Nach dem Ende seiner Studien half er für einige Monate seinem Vater in der Uhrmacherwerkstatt. Im April 1918 wird er zum 44. Regiment der Infanterie nach Lons de Saunier eingezogen. Gleich nach dem Waffenstillstand 1918 wurde er in die Champagne versetzt. Wie alle jungen Männer in der Zeit musste er drei Jahre Militärdienst ableisten. Im Regimentsorchester konnte er seine Fertigkeiten auf dem Waldhorn und seine Kenntnisse in der Musiktheorie vervollständigen. Er wird für den Musikzug der Garde republicaine vorgeschlagen, folge dem aber nicht.

1921 Es war das Jahr der Entlassung aus dem Militärdienst und seiner Hochzeit mit Suzanne Saive.

1922 Mit seiner Frau wurde er in Besancon sesshaft und arbeitete als Buchhalter in einem Bekleidungsgeschäft. Seine Freizeit verbrachte er im Orchester der Oper, die ihn als Solohornisten engagiert hatte. Im gleichen Jahr wurde die Tochter Simone geboren.

1924 Es war das Jahr, in dem er sich endgültig in Bourg en Bresse, der Stadt aus der seine Familie stammte, niederließ. Dort spielte er im Orchester „Union Bressane“ mit. Es wurde von Meister Henri Lemormand dirigiert. Der war seit sechzig Jahren Organist in der Kirche Notre Dame in Bourg en Bresse. Ihre musikalische Übereinstimmung und gegenseitige Wertschätzung ergänzten sich.

1927 Die Gesellschaft der Trompes der Stadt, die „Diane Bressane“ bot ihm das Dirigat an. Er nahm an. Zusätzlich, um in der Kunst des Radouci-blasens perfekter zu werden, fand er sich regelmäßig in Lyon ein, um an den Proben der Rallye Tyndare, dirigiert von Meister Tyndare Gruyer, teil zu nehmen. Die gleiche Rally Tyndare und ihr Dirigent kamen oft, um ihr Können mit Hubertusmessen und Konzerten bei „Diane Bressane“ zu zeigen. Im Jahr 1932 schickte ihm Meister Tyndare den Brief, der am Schluß der Biographie wieder gegeben ist. Darin bestimmte der Meister ihn zu Nachfolger und Sachwalter.

Das musikalische Niveau in Bourg en Bresse ist von guter Qualität. H. Lemormand führte ein Orchester, in dem sich mit Violonisten, Flötisten und Sängern wahre Talente finden. Durch diesen Umstand komponierte A.Devert Stücke für die Trompe und bearbeitete zahlreiche klassische Stücke.

1930 – 1940 Das sind erfolgreiche Jahre für die Trompe im Departement Ain. A.Devert hatte Anteil an der Gründung der „Rallye aux bois“, „St. Etienne du bois“, der „Rallye buyiste“ von Lagnieu und der „Biche de Thoissey“.

Die „Diane Bressane“ blies, auf Einladung der Jäger von Bas Rhin, eine Messe mit A. Lacroix, Lein Bertholet und dem Baryton Lagrange, in der Kathedrale von Strasburg. Die Presse berichtete, dass das musikalische Programm mehr als 7000 Zuhörer begeisterte.

1936 Geburt der zweiten Tochter Monique.

1937 Im Februar erhielt er akademische Würden.

1946 Seine älteste Tochter, Simone, starb im Alter von 24 Jahren. Sie war Pianistin und machte ihm die große Freude, mit ihm die Trompe zu blasen und sich auch an der „Diane Bressane“ zu beteiligen.

1947 Die „Diane Bressane“ wurde zum Reitturnier nach Freiburg im Breisgau eingeladen. Sie blies eine Messe in der Kathedrale der Stadt und zusammen mit einem Symphonieorchester ein Konzert im Theater.

Das Leben der „Diane“ ist sehr intensiv, Messen, Konzerte, Turniere. A. Devert bildete zahlreiche Schüler aus. Alle mussten fließend Noten lesen und nach kurzer Vorbereitung eine Fanfare blasen können.

1951 Die musikalische Gesellschaft Frankreich verlieh ihm die Ehrenmedaille für Dirigenten.

1954 Auf Einladung von M. Hubert Dolbeau reiste die „Diane“ im Februar des Jahres für eine Woche nach Marocco. Sie gab dort drei geistliche Konzerte. Dazu gehörten die Trompes mit dem Solisten Marcel  Brenot, Orgel und ein Gesangsquartett. Das erste Konzert fand in der Kathedrale Sacre Coeur in Casablanca statt. Die Zeitung „L‘ Echo de Maroc“ berichtete, dass 2000 Menschen das Konzert besuchten. Danach noch Auftritte in der Kathedrale St. Pierre in Rabat und in den Gärten Djenan el Hartsi in Marrakesch. Zum Abschluss der Reise wurde eine Messe in der Kathedrale Sacre Coeur in Casablanca geblasen.

1959 Im Alter von 60 Jahren zieht Devert sich von der Leitung der „Diane Bressane“ zurück. Einige Zeit später, auf Bitten von Präsident und den Bläsern der „Rallye aux bois“, übernimmt er die Leitung der Gruppe.

Mit großer Freude nimmt er mit dieser Gruppe in den Jahren 1960 – 1970 drei CDs auf

  1. Die erste Messe und Souvenier de Fribourg.

  2. Fünfzehn Fantasien mit Klavierbegleitung

  3. Die zweite Messe, neun Fantasien und Fanfaren.

1968 Im April erhielt er die Silbermedaille der Künste Wissenschaft und Literatur als musikalischer Künstler.

1975 Im April erhielt er die Medaille in Purpur der Künste Wissenschaft und Literatur als Komponist und Dirigent.

1976 Trotz der engen und freundschaftlichen Verbindungen zu den Bläsern stellte er alle Aktivitäten, außer der Komposition, ein.

1979 Es stirbt seine Frau.

1981 Devert stirbt in der Nähe seiner Kinder in der Provence. Michel Convert, sein guter Freund und Schüler, organisiert die Trauermesse in Bourg en Bresse mit Auftritten der Horngesellschaften aus dem Département Ain: Ralley aux bois, Diane Bressane, Rallye buyiste, Rallye cor d’Oyonnax und L’Echo de Îles Négron.

Übertragung der handschriftlichen Aufzeichnung und Übersetzung aus dem französischen von Peter Aumann, Quakenbrück 3.9.2021

adevert1 Anthelme Devert. Zeichnung von Monique Devert

  rallye aux loups Die Rallye aux loups um 1890

   diane bressane Die Diane Bressane im Jahr 1938

Brief von Tyndare Gruyere an Anthelme Devert, Lyon, den 15. 11. 32

Mein lieber Devert,

Meine aufrichtigen Glückwünsche für ihren Erfolg gestern Abend. Wie mir die Golliets (Anm. d.Übersetzers: Eigenname) berichteten, gilt das sowohl für die Trompe wie auch für den Gesamteindruck. Der Weg der Diane ist richtig. Sie wird sich in mit ihrem Talent in Frankreich großes Ansehen erwerben und ein gutes Leben haben in dem sie das göttliche Instrument, die Trompe,spielen. Es fällt mir nicht schwer, zu zu geben, dass trotz meiner Abwesenheit, dank Ihnen, große Kunst geboten wurde. Aber helfen Sie nicht, die St. Claude – Lyon – aux – les – Bains auf diesen schönen Weg zurück zu führen, die edle Mission weiter zu führen, die zu erneuern, Ihnen gegeben ist, nachdem sie schon tot gesagt war. Das ist nicht wie bei einer Liturgie, für Sie als inspirierter Meister, dem glanzvollen Steuermann. Sechstausend Bläser in Frankreich und Belgien grüßen Ihren Namen mit besonderer Hochachtung. Denken Sie noch einmal an das beachtliche Werk von gestern. Tausend Amateurbläser unserer Stadt waren zusammengekommen, um zuzuhören.

Für Madame Devert, für M. Goyrn, meine besten Wünsche. Die Zwillinge Golliet haben mir gesagt, dass sie auf Ihren Aufruf antworten wollen. Nutzen Sie ehrenvoll die Vorteile, die Ihnen noch zu Teil werden.

Ihr ergebener Freund

Tyndare Gruyer 

(Anmerkung des Übersetzers: Weitere handschriftliche Notizen, in verwaschener Schrift, sind nicht zu entschlüsseln.)

Übertragung des handschriftlichen Briefes und Übersetzung aus dem Französischen von Peter Aumann, Quakenbrück, 6.9.2021

Anmerkung Peter Aumann zum Text:

"Hallo Martin,

Ich habe den Eindruck, dass der Verfasser zur Übertreibung neigt.

Das Strasburger Münster habe ich auch schon mal gesehen und das Theater dort kann auch ziemlich groß sein. Aber 7000 Besucher erscheinen mir doch übertrieben.

Unter der Rubrik 1927 wird berichtet, dass Tyndare einen Brief an Devert geschrieben habe. In dem Brief habe er Devert als seinen Nachfolger bestimmt. Das ist aus dem angehängten Brief beim besten Willen nicht heraus zu lesen. Ich habe Tage gebraucht, um überhaupt zu verstehen, was der Tyndare sagen wollte. Er lobt einen Auftritt des Devert und seiner Bläser, den Tyndare selbst nicht verfolgt hat, sondern jemand anderes, die Zwillinge Golliet haben davon berichtet. Aus Tyndares Biographie und anderen Berichten geht hervor, dass Tyndare seinen besonderen Stil des Blasens verbreiten wollte. Für eben diesen Stil lobt er auch Devert bei dem berichteten Auftritt. Daraus abzuleiten, dass Tyndare den Devert zu seinem Nachfolger auserkoren habe, scheint mir doch sehr weit her geholt.

Wie dem auch sei. Der Leser soll sich selbst ein Bild machen. Ich habe versucht, so wortgetreu zu bleiben, wie möglich. Ganz genau geht das nicht, oder es wird eine gestelzte, unverständliche Sprache."

Herzlichst grüßt sie

Martin Geyer

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