Der Hornbrief September 2021 - Hornspiel ist Leistungssport
Hallo, liebe Leser,
angeregt durch einen Vortrag von Professor Peter Arnold das Thema "Hornspiel ist Leistungssport".
Luft ist für das Hornspiel – und das gilt umso mehr für das Parforcehorn als für das Waldhorn – DIE Kraft! Und deshalb ist es wesentlich genau dieses zu trainieren auf allen Ebenen.
Am Anfang steht die Kontrolle der Luftführung mit dem Atemtrainer (hier gibt es z.B. eine Vielzahl an Atemtrainern zur Übung der Luftkontrolle (gleichmäßiger Luftstrom). Mit diesen übt man den kräftigen und gleichmäßigen Luftstrom – nur dieser erreicht einen konstanten, nicht pendelnden Ton. Atemtrainer werden vorwiegend für Menschen mit Atembeschwerden angeboten – wir haben jedoch ähnliche Anforderungen bezüglich Kontrolle und Kräftigung des Atemstroms (z.B. bei Amazon).
Auch geeignet ist hier das Erzeugen eines Tons mit einer leeren Flasche. Auch dies erfordert Übung um einen konstanten Luftstrom zu erzeugen.
Vor allem für das Üben im Urlaub oder wenn keine Geräuschemission gewünscht ist, ist der „Markus Arnold Buzz-R French-Horn“ geeignet. Dieser simuliert den Gegendruck des auf das Mundstück gesteckten Instrumentes und ermöglicht ein Übungserlebnis, das dem Üben mit dem Instrument ansatz- und luftführungstechnisch sehr nahe kommt. Übungen dazu gibt es dann auf youtube. (z.B bei thomann.de).
Durch die Löcher im Klangholz wird der Widerstand des Instruments simuliert und ermöglicht somit ein sehr leichtes Schwingen der Lippen. Dadurch ist der Buzz-R Tool für das Warm-up gut geeignet. Das Üben mit dem Buzz-R schult auch das musikalische Gehör und trainiert die genaue Lippenstellung, weil nicht automatisch wegen des Horns nur die Naturtöne erklingen. Somit muss der Bläser sehr genau intonieren.
Dazu gehört dann gleichfalls die Kräftigung der Lippenmuskulatur, die durch viele Übungen erreicht werden kann, wie zum Beispiel das „Bleistift mit den Lippen halten“-Übung. Der Bleistift lässt die Muskeln auf das Zentrum konzentrieren – dies bedingt ein automatisches Zusammenziehen der Lippenmuskulatur auf das Zentrum und fördert damit unseren gewünschten Ansatz. Dies ist eine Übung, die mit Anfängern immer genutzt werden sollte.
Immer wieder muss aber auch gesagt werden, dass bloßes „Powern“ mit Übungen nicht förderlich ist, sondern kontraproduktiv. Ein Leistungssportler arbeitet auch nicht 80% seiner Übungszeit an der Leistungsgrenze, sondern vielleicht 10-20%. Eine Stunde lockerer Waldlauf bei Puls 130 oder "Spurt und langsames Gehen" im Wechsel sind gefragt. Ruhige Tonstudien in der Mittellage gespickt mit Pausentakten - und immer die Tonqualität und den präzisen Anstoß bzw. saubere Bindungen kontrollieren.
Keine Übung, aber wesentlich für die Tonsicherheit: mir persönlich wurde letztens wieder die (triviale) Erkenntnis bewusst, wie wichtig vor allem auch das 100%-ige Einatmen ist. Nicht 60 oder 80 %, sondern die 100 % Luftmenge tragen wesentlich zur Tonstabilität und -sicherheit vor allem in der hohen Lage bei. Dies macht den Unterschied aus, ob ALLE Töne stabil und sicher kommen oder Patzer dabei sind. Hier muss man sich immer wieder am Riemen reißen und bewusst tief einatmen, dann trägt dieser Flow (der „selbständige“ Druck, die Luft wieder herauszulassen) die Töne wie von selbst (bitte probieren!).
Um klangschön und (möglichst) fehlerfrei Horn zu blasen, muss man seine Komfortzone verlassen, muss man sich anstrengen und das auch während des gesamten Spiels beibehalten. Diese Anstrengung wird dann auch mit sicheren, stabilen und geformten Tönen belohnt.
Herzlichst grüßt sie
Martin Geyer