Der Hornbrief Juli 2020 -Rhythmus erlernen am Jagdhorn
Wesentlich für die Qualität von Bläsern und damit unserer Musik sind Übungen, mit denen Grundsätzliches erarbeitet wird. Ein blankes „Stücke runterblasen“ macht vielleicht manches Mal mehr Spaß, dient aber keinerlei Qualitätssteigerung, sondern nur besserer Kondition (und hat damit auch teilweise seine Rechtfertigung!).
Die folgenden (Rhythmus-) Übungen sind ein Katalog an Möglichkeiten, die es dem Hornmeister erlauben die Probe kurzweilig zu halten und Fehler und Probleme bei seinen Bläsern zu lösen. Die Auswahl der Übungen muss sich natürlich am Niveau der Gruppe orientieren, aber deren Schwierigkeit kann von Mal zu Mal gesteigert werden.
Erlernen von rhythmischen Grundmotiven (B, Es)
Oft gibt es in Stücken immer wiederkehrende rhythmische Motive, die die Musiker für schwierig halten, wenn sie die Noten sehen. Wenn man aber die scheinbar komplizierten Rhythmen in Einzelteile zerlegt, zeigt sich, dass es nur wenige Grundrhythmen gibt mit denen nahezu 98 % unserer Jagdmusik abgebildet werden kann.
Zunächst sollten diese Rhythmusmotive in einer einheitlichen Tonhöhe gespielt werden, um sich auf den Rhythmus konzentrieren zu können. Und vor allem sollte ein sehr langsames Tempo gewählt werden und erst bei erreichter Sicherheit wieder schneller geübt werden.
Auch das kann Teil eines rhythmischen Einspielens sein: spezielle Rhythmen aus einem Stück auswählen und vorher proben, zunächst in einheitlicher Tonhöhe, dann mit der Tonfolge des Stücks.
Den Bläsern sollte verdeutlicht werden, dass rhythmische Figuren, wenn man sie in längeren Noten notiert, viel einfacher zu verstehen sind.
Alle diese Figuren erklingen IDENTISCH (bei Beachtung der Tempoangabe!).
Den Bläsern kann damit die Angst genommen werden vor scheinbar schwierigen Rhythmen.
Weitere rhythmische Grundfiguren
Achtel und Triolen im Wechsel blasen (B, Es)
Übung:
Bläser bläst in vorgegebenem Tempo (während am besten der Metronom mitläuft oder der Hornmeister Tempo mitdirigiert) erst Triolenachtelgruppen, dann direkt (ohne Pause dazwischen) Achtelgruppen.
Ziel:
Einhalten des Rhythmus.
Varianten:
Längere oder kürzere Achtelgruppen vorgeben (also z.B. sechs-Achtel blasen oder zwei Triolen hintereinander)
Tempo verändern. Andere Notenhöhen blasen je Achtelgruppe.
Erläuterung:
Längere Achtelgruppen erleichtern das Einhalten des Rhythmus
Triolenübungen
Übung:
Bläser bläst in vorgegebenem zügigem Tempo Noten auf gleicher Tonhöhe ohne Betonungen. Der Hornmeister dirigiert erst jede dritte Note (quasi als Triole) und wechselt dann auf jede vierte Note. Der Bläser darf „sein“ Tempo oder die Betonung nicht ändern. Das Tempo aller geblasenen Noten ist gleich – nur der Hornmeister dirigiert anders!
Anfangs langsames Tempo, dann Zug um Zug schneller werden.
Ziel:
Einhalten des Rhythmus. Gleichmäßige Triolen blasen.
Erläuterung:
Bei Triolen kommt es häufig vor, dass die erste Note einer Triolengruppe durch den Bläser zu stark betont wird und dadurch zu breit wird. Manchmal wird die Triolengruppe auch mit anschließender Pause geblasen. Durch das Wechseln des Dirigierens fallen Ungleichmäßigkeiten beim Triolenrhythmus sofort auf. Der Bläser nimmt den korrekten Rhythmus für Triolen auf.
Rhythmische Motive aus Stücken „sprechen“ (B, Es)
Übung:
Ein beliebiges (eventuell rhythmisch schwieriges) Stück wird rhythmisch korrekt durch die Gruppe (oder Teile) mit der Silbe „tf“ gesprochen (ohne Veränderung der Tonhöhe).
(Beispiel: Sammeln der Jäger, rhythmisch gesprochen)
Ziel:
Rhythmus wird von den Bläsern ungleich „interpretiert“, einheitliche Rhythmik erreichen.
Erläuterung:
Rhythmisches Sprechen ist ein sinnvoller Weg, um alle Musiker zusammen zu bringen. Hierbei eignet sich sehr gut die Silbe „tf“, da man den Anstoß sehr deutlich hört. Mehrmaliges Sprechen bringt die Bläser oft schneller zusammen als vielfaches Wiederholen mit Instrument. Das Einbauen von „Einblasübungen“ ohne Instrument lockert auf, schont den Ansatz und verdeutlicht hier die Rhythmik besser als das Spielen (vergleiche „Singen von Stücken“.
Genauen Rhythmus einhalten (B, Es)
Übung:
Ein Bläser bläst konstante Achtel, der andere dazu punktierte Viertel und ein Achtel
Ziel:
Einhalten des Rhythmus, aufeinander hören.
Varianten:
Tempo verändern, verschiedene Töne blasen.
Ein Bläser bläst drei Achtel, der andere dazu eine Viertel mit Punkt und eine Achtel.
Erläuterung:
Der Bläser mit den vier Achteln gibt durch das gleichmäßige Blasen das Tempo vor, der andere Bläser kann bzw. muss sich an diesem Tempo orientieren.
„Hörbare“ kurze Note bei Punktierungsgruppen (B, Es)
Übung:
Bei schnellem Tempo in einer Achtel-Punkt/Sechzehntel-Punktierung sich bemühen die Sechzehntel mit viel Luft blasen, quasi betont.
Ziel:
Hörbare kurze Note
Varianten:
Tempo variieren. Am Anfang sehr langsam blasen, damit man bewusst viel Luft auf das Sechzehntel geben kann.
Erläuterung:
Bei dieser Übung soll der Schwerpunkt aber besonders gelegt werden auf die Hörbarkeit des Sechzehntels. Damit dieses hörbar ist, ist dieses mit viel Luft (aber deshalb nicht oder nur geringfügig länger!) und im Ansatz mit einem deutlichen Piquet zu blasen.
Bei langsamen Punktierungen dürfen die kurzen Noten aber genauso wenig zu kurz geblasen werden (Beispiel „Auf Wiedersehen“ Takt 3, letzte Note (Achtel)).
Ungenaue, „faule“ Punktierung
Erläuterung:
Problem ist bei Punktierungen häufig, dass sogenannte „faule“ Punktierungen geblasen werden. D.h. die längere Note wird zu kurz und die kürzere zu lang geblasen, rhythmisch nicht korrekt.
Übung:
Aufteilen der Punktierung in zählbare Einheiten und Blasen in langsamem Tempo. Dann stufenweise Tempo erhöhen. Darauf achten, dass auch der kurze Notenwert mit ausreichend Luft geblasen wird und nicht zu kurz. Häufig ist diese kaum hörbar!
Ziel:
korrektes rhythmisches Blasen der Figuren.
Variante:
Aufnahme in Softwaretool „Audacity“, um dem Bläser den Fehler grafisch bewusst zu machen. Hierzu sollte dann auf einer Tonspur der Taktschlag aufgenommen sein.
Beispiel: oben die Spur für den Taktschlag, in der unteren Spur ist am Anfang der Markierung korrekt zum Takt angeblasen, am Ende der Markierung zu früh (vor dem Taktschlag).
Viel Spaß und Gruß Martin Geyer