Hornbrief Oktober 2019 - Komponistenportrait Leopold Kozeluh
Vorspann – die Begründung der Parforcemusik in Böhmen – Anton Graf Sporck
Der Begründer des berühmten St. Hubertus-Jagdordens in Böhmen war Frantikk Anton Graf Sporck (1662-1738), in der böhmischen Kulturgeschichte durch die Mannigfaltigkeit seines künstlerischen Mäzenatentums berühmt (Bildhauerei, Herausgabe von seltenen Drucken, Musik), unter seinen Zeitgenossen bekannt als leidenschaftlicher Jäger. Die aristokratische Gesellschaft der Parforcejäger gründete er auf seiner Herrschaft Lysá (Lissa) a/Elbe im Jahre 1695.
Mit dem Namen des Grafen Sporck und seinen weidmännischen Liebhabereien ist auch die Geschichte des Jagdhorns in Tschechien verknüpft. Der Graf unterhielt Beziehungen zum französischen Königshof, wo er zum erstenmal dieses Instrument spielen hörte. Nach seiner Rückkehr sandte er zwei seiner Diener nach Versailles, damit sie sich dort im Hornspielen ausbildeten; dieses Instrument wurde dann bei Jagden und — nach französischem Muster — auch in der Kunstmusik verwendet.
Leopold Koželuh
Leopold Koželuh war der Sohn des Schusters und bürgerlichen Handelsmannes Antonín Bartholomäus Koželuh; getauft wurde er auf die Vornamen Ioannes Antonius. Der Komponist Jan Antonín Koželuh war sein Cousin, die Pianistin Katharina Cibbini (1785–1858) seine Tochter. Um Verwechslungen mit seinem Cousin zu vermeiden, benannte er sich wohl vor 1774 um. Anlässlich seiner Heirat am 14. November 1782 mit Maria Allmayr von Allstern (einer Nichte Ignaz von Borns) wurde er als "Johann Leopold Koscheluck" in die Matrik eingetragen.
Er besuchte erfolgreich das Gymnasium in Prag und studierte anschließend Jura. Nach einigen Semestern brach er sein Studium ab und widmete sich fortan nur noch der Musik.
1771 debütierte er mit einem Ballett am Nationaltheater in Prag. In den nächsten sieben Jahren komponierte Koželuh ungefähr 25 Werke für das Prager Nationaltheater. 1778 ging er nach Wien und wurde wahrscheinlich für kurze Zeit der Schüler von Johann Georg Albrechtsberger.
Schon nach kurzer Zeit avancierte Koželuh zum gefeierten Pianisten. Der kaiserliche Hof betraute ihn mit der Nachfolge von Georg Christoph Wagenseil als Musiklehrer der Erzherzogin Elisabeth, der Tochter von Kaiserin Maria Theresia. 1781 lehnte Koželuh das Amt des Hoforganisten in Salzburg als Nachfolger Mozarts ab. Dafür wurde er 1792 nach Mozarts Tod gleichzeitig Kammerkapellmeister und Hofkomponist auf Lebenszeit.
Bereits zu Lebzeiten erfuhr Koželuh Anerkennung in ganz Europa; in seinen letzten Jahren wurde er aber häufig als Vielschreiber kritisiert. Die negativen Kritiken von Mozart und Ludwig van Beethoven sind bis heute unvergessen. Dennoch weisen seine besten Werke schon Züge der Musiksprache Ludwig van Beethovens und Franz Schuberts auf. In der Tat wurden einige seiner Werke über längere Zeit Beethoven zugeschrieben.
Leopold Koželuh starb in Wien am 7. Mai 1818 im Alter von 70 Jahren an der Gicht.
Aus dieser Zeit wie die Fanfaren Ondrej Antons sind die Jagdfanfaren von Leopold Kozeluh (1747-1818). Zu Kozeluhs guten Freunden gehörte der kunstliebende, vielseitig gebildete Graf Jan Rudolf Czernin von Chudenice (1717-1845), Besitzer der Herrschaften Krásny, Dvùr bei Podborany und Jemcice bei Jindrichuv Hradec (Neuhaus). Im Jahre 1791 (wahrsch. auch 1794) nahm Kozeluh an den Czerninschen Jagden in Jemcice teil. Zu dieser Gelegenheit komponierte er seine Czerninschen Fanfaren. Um das Jahr 1794 wurde offenbar auch die zweite Fanfarenserie von Kozeluh verfasst. Dafür spricht der Umstand, dass der erste Teil dieser Fanfaren mit den ersten sechzehn Takten des „Fanfare"—Satzes aus seinem Ballett „La ritrovata figlia di Otho II." übereinstimmt, das er i. J. 1794 schrieb. Bemerkenswert ist, dass in diesen Fanfaren das übliche „Halali" fehlt, und auch der Umstand, dass ihre Teile nur mit Zahlen bezeichnet sind. Heute lässt sich nur mehr schwer feststellen, zu welcher Gelegenheit sie komponiert wurden.
Folgende Werke (im Parforcebereich) sind z.B. von Kozeluh:
- Theresienfanfare
- Wachtelfanfare
- Dessauer-Fanfare
- Stopp-Fanfare/Steh-Fanfare…weitere Jagdleitfanfaren
- 12 Fanfaren zur Parforcejagd