Der Hornbrief - Januar 2017 - Josef Schantl und der Makart-Festzug
Montag, 2. Januar 2017
Hallo,
folgend findet ihr einen Beitrag zu Josef Schantl, einem der wichtigsten Komponisten der (österreichischen) Jagdmusik.
Schantl war österreichischer Hornist und gilt als Wiedererwecker der österreichischen Jagdmusik (auf dem Es-Parforcehorn). Im Rahmen des Makart-Festzuges wurde Schantl mit der musikalischen Ausführung der Jägergruppe auf dem Jagdwagen beauftragt. Kostüme und Gestaltung stammen vom Künstler Makart.
Bekannte Stücke von Schantl sind z.B.:
- Bärenjägermarsch
- Jagd anblasen
- Gebet der Jäger
Das Notenarchiv listet von ihm ca. 125!Stücke für Parforcehorn in Es, insgesamt sind ca. 200 Stücke (Es-Parforce) von ihm bekannt.
Josef Schantl und der Makart-Festzug
Bild "Entwurf zum Festzug 1879 mit „Landwirte“", gemeinfrei, Museum Wien
Der Makart-Festzug vom Sonntag, dem 27. April 1879 in Wien hieß offiziell Festzug zur fünfundzwanzigjährigen Vermählungsfeier des Allerhöchsten Kaiserpaares veranstaltet von der Haupt- und Residenzstadt Wien und war Teil der Feierlichkeiten zur Silberhochzeit von Kaiser Franz Joseph I. und seiner Gemahlin Elisabeth.
Die gründerzeitliche, in vollem Aufschwung befindliche Metropole feierte aus diesem Anlass sich selbst. Kunst, Wissenschaft, Handel, Gewerbe, Industrie, paradierten, vom Prater ausgehend, über die Jägerzeile (heute Praterstraße) und die neu angelegte Wiener Ringstraße. Besonderen Beifall fanden jene vierzig Gruppen mit weit über 2000 Teilnehmern, die den vom Maler Hans Makart gestalteten historisierenden Kostümzug in Renaissancetracht bildeten. Makart nahm sich hier die Illustrationen Albrecht Dürers für einen Maximilians-Festzug (Ehrenpforte Maximilians I.) zum Vorbild. Die Veranstaltung war vom Wetter begünstigt und zog zehntausende Schaulustige an. Zahlreiche Künstler wirkten an der Vorbereitung mit: So stammte der Triumphwagen, auf dem der Jagdkönig thronte, vom Bildhauer Zumbusch, jener des Bergbaus von Silbernagel. Auch die Festwagen der Künstler und der Eisenbahnen fanden besonderes Interesse.
Josef Schantl wurde damals beauftragt für die teilnehmenden Fürsten, die zum Jubiläum kamen die „Fanfaren der höchsten und hohen Jagdherren“ zu komponieren. Die Fanfaren kamen während des Festzuges zum Vortrag (alle enthalten in "Die österreichische Jagdmusik", siehe Artikel "Freie Noten")
Bild Titelseite "Die österreichische Jagdmusik" - Autor
Das „Schantl-Quartett“ mit Josef Schantl, Anton Wunderer, Emil Wipperich und Franz Pichler wurde mit der musikalischen Gestaltung beauftragt. Der damalige Jagdwagen und seine Besetzung des sogenannten Makart-Festzuges mit Hornisten gilt als die Wiege des Wiener Hornistenclubs, der dann 1883 gegründet wurde. Für diesen Umzug des Jahres 1879 komponierte Josef Schantl innerhalb kürzester Zeit 13 Fanfaren. Der Erfolg des Schantl-Quartetts führte zu neuer Blüte der k.k. Hofjagdmusik (nach dem Standort im Lainzer Tiergarten später nur mehr „Lainzer Jagdmusik“ benannt) unter Josef Schantl.
Erster Wiener Hornistenclub - Josef Schantl: 1.Reihe 4. von links; Johannes Brahms: 2.Reihe 4. von links
Mit freundlicher Erlaubnis des Wiener Waldhornvereins.
Eine schöne zeitgenössische Erläuterung des Festzuges findet man unter: http://www.1133.at/document/view/id/104
Und hier ein Bericht der Wiener Zeitung darüber: http://www.wienerzeitung.at/nachrichten/kultur/museum/401565_Triumphale-Schau-des-Wiener-Buergerfleisses.html
zum 100. Todestag von Schantl: http://www.hubertuszirkel.at/jm/jm_schantl.htm
Zum Leben Josef Schantls
(Auszug Wikipedia)
Josef Schantl wurde am 8.Feb.1842 in Graz / Österreich geboren und starb am 22.3.1902 in Viehdorf/NÖ (nicht: 22.4.1902 Amstetten/NÖ) (gemäß http://www.musiklexikon.ac.at/ml/musik_S/Schantl_Familie.xml).
Josef war der Sohn des Grazer Hornisten Florian Schantl. Sowohl sein Großvater, Franz Xaver Schantl, als auch zwei seiner Brüder samt einem Onkel waren Hornisten.
Von 1852 bis 1857 erhielt er Hornunterricht bei seinem Vater Florian Schantl an der Schule des „Musikvereines für Steiermark“ in Graz. Nach Abschluss der Hornistenausbildung mit Diplom begann Josef Schantl 1857 seine Orchesterlaufbahn in Wien in der Kapelle von Johann Strauss, wo er etwa dem Vorspiel zu Wagners Oper „Tristan und Isolde“ zum ersten Male begegnete. Nach der Ablehnung des „Tristan“ durch das Wiener Hofopernorchester wegen zu vieler Proben spielte das Johann Strauss Orchester das Vorspiel der Oper noch vor der Münchener Uraufführung.
Am 1. Oktober 1870 trat Josef Schantl in das Orchester der k. u. k. Hofoper in Wien (und damit der Wiener Philharmoniker) als Hornist ein und wurde auch bald Solohornist. Er wirkte dort bis zu seiner Pensionierung. Im Jahre 1878 wurde Josef Schantl Mitglied der Hofmusikkapelle, dem kleinen Orchester für besondere Anlässe bei Hof und für den Dienst bei den gottesdienstlichen Messen in der Hofkirche.
Bald nach seinem Orchestereintritt kam es zur Gründung eines Hornquartetts mit Tourneen innerhalb des österreichischen Kaiserreichs, der Schweiz und Deutschland. Anfang 1879 erschien die erste gedruckte Ausgabe des „Repertoire(s) des Waldhornquartetts des K. u. K. Hof-Opern-Orchesters“.
Am 27. April 1879 fand ein großer Festumzug anlässlich der silbernen Hochzeit von Kaiser Franz Joseph I. und seiner Gemahlin Elisabeth („Markartfestzug“) unter großer Beteiligung der Bevölkerung statt. Das „Schantl-Quartett“ mit Josef Schantl, Anton Wunderer, Emil Wipperich und Franz Pichler wurde mit der musikalischen Gestaltung beauftragt. Der damalige Jagdwagen und seine Besetzung des sogenannten Makart-Festzuges mit Hornisten gilt als die Wiege des Wiener Hornistenclubs, der dann 1883 gegründet wurde. Für diesen Umzug des Jahres 1879 komponierte Josef Schantl innerhalb kürzester Zeit 13 Fanfaren. Der Erfolg des Schantl-Quartetts führte zu neuer Blüte der k.k. Hofjagdmusik (nach dem Standort im Lainzer Tiergarten später nur mehr „Lainzer Jagdmusik“ benannt) unter Josef Schantl.
1883 wurde dann der Hornistenclub (offizieller Name: „Erster Wiener Hornistenclub“) unter Schantls künstlerischer Leitung gegründet. Unter dem Namen Wiener Waldhornverein ab 1951 hat dieser Verbund bis in die Gegenwart hinein Bestand und gilt damit als die älteste Vereinigung von Hornisten. Von 1884/1885 wirkte Josef Schantl bis zu seiner frühen Pensionierung 1899 (als Nachfolger von Wilhelm Kleinecke) als Professor für Horn am Konservatorium der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien.
1886 erschien seine „österreichische Jagdmusik“ mit sieben weiteren Fanfaren. Insgesamt waren es inklusive des „Jagdanblasens“ und „Jagdabblasens“ nun 50 Fanfaren.
Wegen seines großen Einsatzes für die Jagdmusik erhielt Schantl unzählige Einladungen aus dem Adel, um Jagdhornmusiken einzurichten und die Jägerhornisten auszubilden. Er kam diesen Einladungen mit großer Begeisterung nach, boten sie ihm doch die Gelegenheit zur Jagd, die auch seine große Leidenschaft war. So gilt Schantl als der eigentliche Wiedererwecker der österreichischen Jagdmusik.
Quellen: Wikipedia, WWV, Wiener Zeitung.
Mit vielen bläserischen Grüßen
Martin Geyer, Nürnberg Dr. Peter Neu, Coburg
Dr. Peter Neu, Coburg Martin Geyer, Nürnberg